Mystery Faces in Powerful Colours

Nirvan Javan

Jedes Gesicht hat Charakter, ist individuell und anders. Diesem Credo folgt die neue Kollektion des Designers Nirvan Javan. Nach puristischen Fassungen zeigen die Sonnenbrillen aktuell ausdrucksstarke Formen und Farben, inspiriert von der Multikulti- Metropole Toronto. Denn: Vielfalt ist Stärke, sagt der Designer.

Die kanadische Metropole Toronto steht in dem Ruf, eine der interessantesten Städte der Welt zu sein: bunt, vital, kosmopolitisch. Über 250 Ethnien zählt die Region. Fast jeder Winkel des Globusses ist hier vertreten, von Portugal bis Pakistan. Diese Vielfalt brachte Nirvan Javan auf Toronto als kreatives Leitmotiv für eine neue Sonnenbrillenkollektion. Der in Zürich gebürtige Designer mit iranischen Wurzeln wuchs selbst unter dem Einfluss unterschiedlicher Kulturen, Lebensweisen und Mentalitäten auf. Seine Arbeit profitiert davon, denn mit jeder Kollektion möchte der Designer nicht nur schöne Brillen schaffen, sondern Menschen und unterschiedliche Kulturen zusammenbringen.

Er lebt die Welt als Kosmopolit: Designer Nirvan Javan (rechts) bei der Brillenanprobe im Fotostudio.

Sublime Eyewear: Nirvan Javan, wie kamen Sie auf Toronto?

Nirvan Javan: In einem Brainstorming mit meinem Team. Ich entschied mich für Toronto, weil mich diese multiethnische Metropole fasziniert. Rund 50 Prozent der Einwohner sprechen eine andere Muttersprache als Englisch. Für diese kulturelle Vielfalt steht Torontos Leitsatz „Diversity our strenght“ im Wappen der Stadt. Für unsere Marke fand ich das Motto absolut passend und spannend.

War es auch der Auslöser für ein mutiges Design?

Ermutigt durch das Leitmotiv „Vielfalt als Stärke“ fühlte ich mich bei meinen Entwürfen und Kreationen sehr frei. Ich besuchte Toronto virtuell, schaute mir Reportagen, Fotos und Videos an, studierte die Skyline, die Architektur. Dank der modernen digitalen Möglichkeiten ist jeder Ort der Welt nur einen Klick entfernt. Je mehr ich mich mit der Stadt auseinandersetze, begeistert sie mich. So wurde aus der Idee eine Inspirationsquelle für die neue Sonnenbrillenkollektion „Shades of Toronto“, die international ausgerichtet ist. Schade war nur, dass die Pandemie unsere Reise nach Kanada verhinderte. In den letzten zwei Jahren habe ich jedoch gelernt, derartige Einschränkungen als Herausforderung anzunehmen. Ich reise viel mehr mit der Fantasie zu Orten, an denen ich derzeit physisch nicht sein kann. Dinge aus der Distanz zu betrachten, hat seine Vorteile, weil man automatisch eine andere Wahrnehmung bekommt. Es entsteht eine andere Art der Inspiration. Doch wenn es wieder möglich ist, werden wir Toronto natürlich besuchen. Es wird interessant sein zu sehen, wie wir dann die Stadt erleben. Wer weiß, vielleicht entsteht ein vollkommen anderes Bild – und es wird eine Toronto 2.0 Kollektion geben!

Die Farben der Fassungen und Kampagnenmotive spiegeln den multikulturellen Spirit Torontos wieder.

Woher kamen die Anregungen für Ihre Sonnenbrillendesigns?

Unter anderem vom Royal Ontario Museum in Toronto. Das Museum für Kultur, Kunst und Naturgeschichte ist das größte des Landes und eines der größten Museen in Nordamerika. Der Bau wurde nach einem Entwurf des Architekten Daniel Libeskind erweitert und fällt durch eine riesige Kristallform auf, die aus dem Gebäude seitlich hervortritt. Die Architektur des Gebäudes hat mich so beeindruckt, dass sie ein wesentliches Formenelement in den Designs wurde. Der historische Gebäudeteil verbunden mit der modernen Architektur, das Kantige der Formen, das hat mich total beeindruckt. Hier verbinden sich architektonisch die neue und die alte Welt miteinander.

Wie lässt sich das im Brillendesign interpretieren?

Über sehr eckige Formen. Die Betonung von Kanten in der Front und in den Bügeln sowie in den Nasenpartien wurde zum spezifischen Designmerkmal der „Shades of Toronto“. Selbst das Ahornblatt in der Flagge Kanadas hat eine kantige Silhouette. Diese Formensprache nahm ich für das Design auf. Aber es gibt auch andere spannende Details. Unter anderem ist das Leitmotiv der Kollektion, „Diversity our strenght“, im Oberbalken jeder Sonnenbrille eingraviert. Auch die Farbvielfalt der Modelle interpretiert Torontos kosmopolitisches Flair, diesen bunten Völkermix. In der neuen Kampagne verkörpern ein Südkoreaner, eine Deutsche und ein Model aus Usbekistan die multiethnische Vielfalt.

Kosmopolitan Style: Auffallende Volumen geben in der Nirvan Javan Sonnenbrillenkollektion in diesem Sommer den Ton an. Ausdrucksstarke Rahmen verleihen dem Gesicht Charisma und Persönlichkeit.

Sind starke Farben nicht eher atypisch für Ihr Design?

Toronto hat mich ermutigt, mehr in Richtung Farbe zu wagen. Die farbigen Rahmen, auch die selbsttönenden Sonnenbrillengläser, die sich der Lichtintensität anpassen, sich aufhellen oder abdunkeln, sind unsere Interpretation des Mottos „Diversity our strenght“.

Es gibt überraschende Details im Design zu entdecken …

Ja, die Zahl „6” beispielsweise. Sie ist als dezentes Schmuckelement in das Bügelende des Modells Nummer 6 eingearbeitet. Die Zahl ist eine Hommage an den Rapper und Rhythm and Blues Musiker Drake, der in Toronto zuhause ist. Eines seiner Alben trägt den Titel „Views from the 6“ und spielt auf den Zusammenschluss der sechs Gemeinden East York, Etobicoke, North York, Scarborough, York und dem ehemaligen Stadtkern Old Toronto an. Inzwischen ist „the six” ein fester Bestandteil von Torontos Identität – was zeigt, dass diese Stadt in einem ständigen Fluss ist und sich von Generation zu Generation verändert. Diese Veränderung ist Teil ihrer multikulturellen kreativen Energie. Vielleicht ist es nicht immer auf den ersten Blick verständlich, in welcher Form die neuen Sonnenbrillen mit Toronto zu tun haben. Erst in der Auseinandersetzung mit dem Konzept hinter der Kollektion wird diese Verbindung sichtbar. Über die Formensprache, die Farben und sympathischen Details wie die Gravuren versteht man: Kreativer Ideengeber ist die Stadt Toronto.

Formen, Farben, Transparenzen: Schöne Acetate und eine hochwertige Verarbeitung zeichnen die Kollektion „Shades of Toronto“ aus. / Licht und Schatten: Die Skyline Torontos und ihr Spiel mit Licht und Schatten dienten dem Design als Inspirationsquelle

Kollektion und Kampagne zeigen viel Fashion, viel Farbe.

Ich liebe Schwarz, trage selbst gern schwarze Kleidung. Aber ich liebe ebenso Farben. In der Persischen Kultur sind Farben ein dominantes Thema. Mein Vater hatte ein Geschäft für Perserteppiche, als Kind spielte ich oft in seinem Laden, umgeben von orientalischen Farbwelten. Erinnerungen, die vermutlich unbewusst heute in mein Design einfließen. Meine Schweizer Seele schlägt ja eher für ein puristisches, monochromes Kolorit, für Töne wie Schwarz, Grau oder Braun. In den kommenden Wochen werden wir aber auf Instagram die farbigen Motive der Kampagne posten und nach und nach einen „Nirvan Javan Regenbogen” in unseren Farben kreieren – eine sehr persönliche Hommage an Toronto.

Lassen Sie Ihrer Kreativität heute mehr freien Lauf?

Da ich gelernter Augenoptiker bin, fing ich an, zunächst Brillen zu designen. Inzwischen gibt es unsere Marke seit sechs Jahren, wir brachten diverse Kollektionen heraus, sind mit einem zeitlosen Fassungsdesign in bester Qualität sehr gut aufgestellt. Das gibt mir die Freiheit, mehr und mehr Dinge auszuprobieren. Mein größter Traum ist es, irgendwann auch Mode oder Möbel zu entwerfen. Überhaupt die Marke Nirvan Javan zu einem Lifestylebrand weiterzuentwickeln, das Menschen inspiriert und die vielen Facetten dieser Welt erlebbar macht.

Fotos: Nirvan Javan

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