Hoffmann Natural Eyewear: Zwischen Handwerk und Heimatliebe

Erstveröffentlicht in der Herbst/Winter-Ausgabe 2025/26

Die Hocheifel. Schmale Straßen schlängeln sich hier durch die Landschaft, gesäumt von Kiefern und Buchen. Bachtäler und langgezogene Bergrücken prägen das Bild. Mehrere hundert Meter über dem Meeresspiegel liegt die Landschaft ruhig unter klarem Licht. Selbst im Sommer streicht nicht selten ein kühler Wind über die Höhen – klar, frisch, fast stetig. Mittendrin liegt am Waldrand ein Haus, dessen Natursteinmauern bei Sonnenlicht golden schimmern. Hier leben Jutta Kahlbetzer und Wolfgang Thelen, das Inhaberehepaar von Hoffmann Natural Eyewear.

Das Haus, erzählt die Unternehmerin, wurde 1967 von ihren Eltern als Wochenenddomizil gebaut – und bald zum dauerhaften Lebensmittelpunkt. Holz, Stein und Glas prägen das Interieur. Im Wintergarten scheint die Eifellandschaft fast in den Raum hineinzufließen. Draußen wartet noch ein weiteres Highlight: „Wenn man absolute Ruhe sucht“, verrät die Hausherrin, „geht man ins Baumhaus – und hört einfach nur dem Wind zu.“

In der Außenküche auf der Terrasse sitzen die beiden gerne mit Freunden und Besuchern. Die Hunde Lucy und Toni tollen dann durch den Garten, während im Hintergrund Pferde, Esel und Alpakas ruhig im sanften Licht des Spätsommers grasen. „Hier lässt sich der erste Kaffee des Tages am besten genießen“, sagt Jutta. Warum die Eifel? Wolfgang lacht. „Wir sind hier aufgewachsen. Wir lieben die Nähe zur Natur – dennoch ist alles von hier erreichbar. Fünf Länder in anderthalb Stunden, fünf internationale Flughäfen.“ Man merkt schnell: Jutta und Wolfgang sind ein eingespieltes Team – im Leben wie im Beruf. Kennengelernt haben sie sich 1985 beim Tanzen in einer Disco. Heute führen sie gemeinsam ein Unternehmen, mit dem sie ihre Leidenschaft für Natur, Design und Unternehmergeist verbinden. „Wir sind Naturliebhaber, Unternehmer – wir sehen etwas und fragen uns sofort: Was könnte man daraus machen? Wie könnte man es schöner gestalten? Ich glaube, das ist der Kern unserer gemeinsamen Eigenschaften“, sagt Jutta, die sich seit ihrer Kindheit für Pferde begeistert.

Hoffmann Natural Eyewear

Im Gespräch kann man erleben, wie sie sich auf natürliche Weise ergänzen: Wolfgang ist ruhig, strukturiert, detailverliebt. Jutta sprüht vor Ideen, bringt Dinge ins Rollen. „In schwierigen Situationen schalten wir in einen sehr effizienten und lösungsorientierten Tandem-Krisenmodus“, sagt sie. Und da seien sie sich immer einig. „Wir arbeiten gerne zusammen“, fügt sie lächelnd hinzu. „Es ist eine Bereicherung, als Paar auch beruflich verbunden zu sein. Man erlebt mehr gemeinsam, verbringt mehr Zeit miteinander – und hat immer einen Ratgeber, einen Sparringspartner auf Augenhöhe. Und natürlich einen Vertrauten.“

Nur sechs Kilometer entfernt vom Wohnhaus liegt der Sitz von Hoffmann Natural Eyewear – das Herzstück ihres Schaffens. Die Manufaktur fertigt hochwertige Brillenfassungen aus Naturmaterialien – allen voran aus dem Horn des asiatischen Wasserbüffels. Naturhorn zählt zu den ältesten und bewährtesten Brillenwerkstoffen der Welt. Es zeichnet sich durch seine warme, angenehme Haptik, besondere Farbnuancen und eine einzigartige Maserung aus. Auch die vier  Alpakas, die am Wohnhaus auf der Weide stehen, sind mehr als nur Kulisse – ihr feines Haar wird in ausgewählten Brillenmodellen von Hoffmann Natural Eyewear verarbeitet. „Aus der diesjährigen Schur werden neue Farben entstehen, die wir dann auf der Optikmesse Mido in Mailand präsentieren werden“, sagt Jutta. Die Brillen werden mit großer Sorgfalt von Hand gefertigt. Was Hoffmann Natural Eyewear besonders macht, ist nicht nur die Materialauswahl, sondern die Kombination aus traditionellem Handwerk, feinem Gespür für Design und einem klaren Bekenntnis zur Nachhaltigkeit.

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Neben Pferden und Eseln grasen auf der Weide auch Alpakas – ihre Haare fließen in das Brillendesign ein.

Wolfgang erzählt von der Übernahme des Unternehmens im Jahr 2000 und davon, wie sie die Philosophie des Gründers Josef Hoffmann fortführen: Sorgfalt im Umgang mit Materialien, nachhaltige Produktion und weltweite soziale Verantwortung. Josef Hoffmann hatte das Unternehmen 1978 gegründet, nachdem er monatelang durch Indien gereist war. „Anstatt ganze Wasserbüffelhörner mit riesigem Transportvolumen zu importieren – von denen ein großer Teil unbrauchbar wäre – hat er vor Ort Handwerker geschult, geeignete Stücke zu verarbeiten“, berichtet der Unternehmer. „So wurde nicht nur das Volumen beim Transport reduziert, sondern auch sichergestellt, dass die übrigen Teile – für Knöpfe, Kämme, Löffel – sinnvoll genutzt werden konnten.“

Schnell wird klar: Hoffmann Natural Eyewear ist weit mehr als ein Unternehmen. Es ist ein familiäres Gefüge, geprägt von gemeinsamen Visionen und echter Zusammengehörigkeit. „Das Herzstück eines Familienunternehmens ist das starke Miteinander“, bekräftigt Jutta. „Ein Team, das durch Vertrauen, Leidenschaft und gemeinsame Ziele motiviert wird, immer sein Bestes zu geben.“ Auch Krisen haben sie erlebt. „Aber wer sich auf ein Familienunternehmen einlässt, spürt gerade in schwierigen Zeiten, wie stark dieses Gefühl der Zugehörigkeit ist.“ „Understatement als Statement“ lautet das Motto: keine sichtbaren Logos, dafür eine unverwechselbare Qualität und Ästhetik. Diese Philosophie prägt nicht nur die Brillen von Hoffmann Natural Eyewear, sondern zieht sich durch das gesamte Markenuniversum der beiden Unternehmer. Denn neben Hoffmann gehören auch Maybach Eyewear – die Luxuslinie – und Young Fashion Eyewear – Brillen für Kinder und Jugendliche – zu ihrem Verantwortungsbereich. Was sie eint: höchste Materialqualität, Handarbeit, nachhaltiges Denken – und der Anspruch, Design und Funktion kompromisslos zusammenzubringen.

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Horn des indischen Wasserbüffels: das Material, aus dem diese Brillen gefertigt sind.

Trotz jeder Menge Arbeit spürt man, dass die kleinen Rituale des Alltags bestehen bleiben. Kaffee auf der Terrasse. Spaziergänge mit den Hunden. Zeit im Baumhaus – einfach nur den Wind hören. Was möchten die beiden in fünf Jahren erreicht haben – für ihr Unternehmen und für sich selbst? „Unser Ziel ist es, als Manufaktur in Deutschland weiterhin weltweit anerkannt zu werden – und dabei unseren Idealen treu zu bleiben“, betont Jutta. „Natürlich fordern uns die  Rahmenbedingungen: Kostenstruktur, Bürokratie, rechtliche Vorgaben. Hier wünschen wir uns politische Unterstützung, die es ermöglicht, im internationalen Wettbewerb zu bestehen. Wir wollen das Unternehmen zukunftsfähig machen – und in zehn Jahren sagen können: Ja, das waren die richtigen Entscheidungen.“ Die Eifel galt einmal als „Armenhaus des Deutschen Reichs“, als vergessene Region, aus der die notleidenden Menschen flohen oder gleich nach Amerika auswanderten. Wer heute die Eifel besucht, kann mehr mitnehmen als Geschichten über Handwerkskunst und Materialqualität. Man kann das Gefühl mitnehmen, dass hier Menschen leben und arbeiten, die mit Herz, Hand und einer Lebenseinstellung Marken gestalten – aus der Stille der Natur heraus, mit Blick auf die Welt.

Fotos: Hoffmann Natural Eyewear

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