Erstveröffentlicht in der Herbst/Winter-Ausgabe 2024/25
Tea Time, Taktgefühl und die Royals, aber auch Punk, schräger Witz und Clash der Kulturen: Der Brit Chic, Tradition plus feine Ironie, ist mehr als ein Outfit, es ist ein Lebensgefühl. Auch für Brillenträger. Zwei Brands, „very britisch“ und nicht nur in Europa heiß begehrt, sind Ted Baker und Hackett. Let’s have a look!
Angeln ist die unverdächtigste Art des Nichtstuns, frotzelt ein Sprichwort. Ray Kelvin, der Gründer des britischen Designerlabels Ted Baker, muss den Satz haarsträubend finden. Denn ausgerechnet beim Angeln kam dem Hemdendesigner und Freigeist die Idee zum Aufbau einer globalen Marke, die er – typisch britisches Understatement – nicht nach sich, sondern einer fiktiven Person benannte. 1988 eröffnete der erste „Ted Baker“-Store in Glasgow, blitzartig schoss die Erfolgskurve nach oben. Nach der Herrenbekleidung folgten Damen- und Schuhkollektionen, Düfte, Accessoires und ab 2001 schließlich Brillen. Ted Baker Eyewear ist ebenso einfallsreich und eine Huldigung der feinen englischen Lebensart wie alle Modedesigns des Labels.
„No ordinary designer label“ lautet Teds Slogan auch bei den Brillen. Dazu gehört neben dem Qualitätsversprechen, ein Sinn für Humor, den die Welt eben „very british“ nennt, und die Liebe zu Details. Das Ted Baker-Branding etwa ist hier vielfach zu entdecken, mal offensichtlich ausgeschrieben am Bügel, mal subtil versteckt als geprägtes „T“ an der Bügelspitze oder als akzentuiertes Doppel-„T“. Auch versteckte Schmuckelemente wie kleine Edelsteine finden sich an den Fassungen - diskreter Luxus, wie ihn die Briten mögen. „Bei Damenbrillen stellen wir sicher, dass das Bogendetail ein zentrales Designmerkmal ist, sei es in 3D-Form auf einem Bügel oder eingraviert“, erklärt Charlotte Bannell, Brand Manager von Ted Baker. So experimentieren die Fassungen auch mit femininen Farben und wagen Verspieltes. Handgezeichnete Drucke schmücken die Innen- und Außenseite der Bügel. „Unsere Kundinnen mögen eine Designermarke die elegant ist, aber auch Trends aufgreift, die sie tragen können. Bei den Herrenfassungen verwenden wir Vintage- Details wie dickere Acetate mit starken Abschrägungen.“ Der erfolgreichste Markt für Ted Baker ist Großbritannien, hier hat sich die Marke zusammen mit den Fans der ersten Stunde stetig weiterentwickelt. „Innerhalb Europas ist Deutschland unser beliebtester Markt. Das liegt vermutlich an der klaren Abgrenzung zu anderen Marken. Die Styles von Ted Baker bleiben den britischen Wurzeln treu“, so Charlotte Bannell. „Auch im Nahen Osten schneiden die Brillen gut ab. Hier werden immer mehr Ted Baker-Geschäfte eröffnet, besonders in den Vereinigten Arabischen Emiraten und Saudi Arabien ist die Marke sehr beliebt.“
Der Brite Jeremy Hackett startete sein Design-Label ebenfalls in den 1980ern. Sein erstes Geschäft mit Second-Hand-Kleidung lag in der King‘s Road im eleganten Londoner Stadtteil Chelsea. Mit „Hackett London“ schuf Jeremy Hackett für Gentlemen weltweit eine Marke, die den englischen Dresscode mit Augenzwinkern neu interpretiert. Sein Designverständnis erklärte der
mittlerweile 71-Jährige in einem Interview so: „Bei unserer Mode spielt das Bewusstsein darüber, wie die Engländer in Europa gesehen werden, eine große Rolle. Alles ist etwas aufpolierter und überspitzter, als man es tatsächlich in England tragen würde.“
Wer Brillen von Ted Baker und Hackett trägt, erlebt einen Hauch britischer Eleganz und gewachsener Tradition.
Wie das Hackett-Brillendesign die Brücke zur britischen Kultur schlägt, erklärt Cyndi Boldrin, Brand Manager der Marke: „Mit ihren klaren Linien, klassischen Formen und subtilen Verzierungen spiegeln die Brillen die schlichte Eleganz wider, die Teil des britischen Stils ist. Viele Fassungen sind von landestypischen Elementen wie Savile Row-Schneiderei, klassischen Automobilen und Sportarten wie Cricket und Rugby inspiriert. Die gewählten Farben, häufig klassische, gedeckte Töne wie Schildpatt, Marineblau und Schwarz, orientieren sich an der britischen Mode. Auch Tartan-Muster werden verwendet.“
Das Marketing von Hackett zeigt häufig typisch britische Alltagsszenen - Spaziergänge auf dem Land, Stadtansichten von London und Gentlemen‘s Clubs, die von Angehörigen der britischen Upper Class besucht werden. So erlebt, wer die Brillen trägt, selbst einen Hauch britischer Eleganz und Tradition. „Hackett-Brillenkunden sind zwischen 25 und 60 Jahre alt und sehr qualitätsorientiert. Sie bevorzugen hochwertige Materialien und traditionelle Handwerkskunst gegenüber schneller Mode und haben eine Vorliebe für Marken mit einer reichen Geschichte“, so Cyndi Boldrin. „Sie benötigen Brillen, die ihr professionelles Erscheinungsbild unterstreichen, für den Geschäftsalltag geeignet sind und zu einem kultivierten Lebensstil passen.“
Am stärksten ist Hackett in Großbritannien verankert. In Ländern wie den Vereinigten Staaten und Kanada, die aufgrund der historischen Verbindungen und der gemeinsamen Sprache ein großes Interesse an der britischen Kultur haben, finden sich ebenfalls viele Freunde der Marke. „Für künftiges Wachstum könnte Hackett darauf abzielen, mehr Kunden in Schwellenländern wie Indien zu gewinnen, wo es eine wachsende Mittelschicht mit zunehmendem verfügbarem Einkommen gibt, die ein zunehmendes Interesse an westlichen Luxusmarken hat“, sagt Cyndi Boldrin. Doch im Fokus bleibt ebenso Europa. Eine Ausweitung der Markenpräsenz, insbesondere in Deutschland und Spanien, ist ein wichtiges Ziel: „Wir möchten hier einen noch breiteren Kundenstamm für unser Brillendesign mit seinem klassischen britischen Stil begeistern.“
Fotos: Ted Baker, Hackett / Menrad
Next
Die Brille im Jahre 2050: Beate Leinz
Magische Kreise beim Brillenhersteller Look
Die Brille im Jahre 2050: Tag Heuer Eyewear
Vuarnet: Revival einer Stilikone