Die Brille im Jahre 2050: Beate Leinz

Erstveröffentlicht in der Herbst/Winter-Ausgabe 2024/25

Rund. Panto. Oval. Karree. Butterfly und Pilotenform. Die Klassiker des Fassungsdesigns gibt es in vielen innovativen Variationen. Designen aber heißt, Produkte zu verbessern, sie weiterzuentwickeln oder neu zu gestalten. Auch in der Eyewear. Für die Sublime Eyewear entwarfen Designerinnen und Designer ihre Ideen der Brille der Zukunft. In einer Vision, die neue nutzerorientierte Funktionen und zukunftsweisende Ästhetik zusammenbringt – mit intelligenten, nachhaltigen Materialien und Formen, von denen wir (noch) nichts ahnen.

BEATE LEINZ
— Brillendesignerin, Leinz Eyewear

„Ich sehe ein Szenario aus technischen und funktionalen Innovationen vor mir, deren Entwicklung vermutlich schon begonnen hat. Brillengläser beispielsweise bekommen eine Monitorfunktion durch ultraflache, biegsame LCD-Paneele. Integrierte Solar-Paneele dienen der Stromversorgung. Eine nette Nebenfunktion könnte der Chamäleon-Effekt sein: Die Brille erkennt die Farbe unser Kleidung, woraufhin sich das Material der Fassung dazu farblich anpasst. In der Brille gibt es eine Eye-Tracking-Funktion, die erkennt, wo genau die Brillenträgerin oder der Brillenträger hinsieht. An der Stelle, an der der Blick auf eine Oberfläche trifft, kann eine Funktion ausgelöst werden. Mittels einer kleinen Bewegung des Fingers, beispielsweise durch einen leichten Doppelklick, wird die Auswahl der technischen Features im Brillen display bestätigt: Funktionen wie Navigation, Live-Einspielungen, Informationen. Auf dem Finger ist ein kleiner Ring angebracht, der die Bewegung des Fingers erkennt und die Klickinformation an die Brille überträgt.

„Wie lange wird es noch Liebhaberinnen und Liebhaber für ‚analoge‘, kunstvoll gestaltete Brillen geben?“

Sehschwächen werden nicht mehr durch geschliffene Gläser korrigiert, sondern durch digital gesteuerte Technologie ausgeglichen, aufwendig herzustellende Gläser erübrigen sich somit. Das beeinflusst die Gestaltungsmöglichkeiten für Brillen, da der Brillenrahmen lediglich das fragile Display halten muss, wodurch die Brille viel leichter wird. Ich denke aber schon, dass sich das Design der Fassungen auch zukünftig an klassische, vertraute und bei Kundinnen und Kunden bewährte Brillenformen anlehnt. Andererseits: Die Forschung denkt, entwickelt und testet weiter. IT-und Tech-Unternehmen werden mit großen Brillenherstellern fusionieren, um neue Produktfelder zu erschließen. Dadurch erhalten technisch gestylte IT-Brillen Zugang zum Modemarkt. IT gesteuerte Brillen werden Smartphones als Kommunikationsmittel ergänzen und gleichzeitig als trendiges Fashion Accessoire dienen. Da stellt sich mir (und unserer Branche) die Frage, wie lange es noch Liebhaberinnen und Liebhaber für ,analoge‘, kunstvoll gestaltete und aufwendig produzierte Brillen geben wird? Denn nachwachsende Generationen werden ihre eigenen Vorstellungen entwickeln und neue Ausdrucksformen finden.“

Illustration: Beate Leinz, Leinz Eyewear