Die Brille im Jahre 2050: Götti

Erstveröffentlicht in der Herbst/Winter-Ausgabe 2024/25

Rund. Panto. Oval. Karree. Butterfly und Pilotenform. Die Klassiker des Fassungsdesigns gibt es in vielen innovativen Variationen. Designen aber heißt, Produkte zu verbessern, sie weiterzuentwickeln oder neu zu gestalten. Auch in der Eyewear. Für die Sublime Eyewear entwarfen Designerinnen und Designer ihre Ideen der Brille der Zukunft. In einer Vision, die neue nutzerorientierte Funktionen und zukunftsweisende Ästhetik zusammenbringt – mit intelligenten, nachhaltigen Materialien und Formen, von denen wir (noch) nichts ahnen.

GÖTTI

— Sven Götti, Brillendesigner

„Unsere Brillenschmiede in Wädenswil bei Zürich sieht die Zukunft in einem Projekt, das wir ,Götti Circular‘ nennen – und das wir als Pilotprojekt zunächst in unseren eigenen Brand Stores einführen würden. Die Idee ist so wirksam wie effizient: Technologie trifft Nachhaltigkeit. Mit dieser Vision haben wir ein ganzheitliches Kreislaufsystem aus einem wiederverwendbaren Material entwickelt, um den Rohstoffkonsum pro Kopf zu minimieren. Nach dem Motto: Keine Abfälle, aber immer eine gute Sicht! Das Konzept beginnt mit dem Produkt, der bewussten Materialreduktion. Die Brille besteht konsequent nur aus der Brillenfront, zwei Bügeln und einem schraubenlosen Scharnier. Für die gesamte Fassung wird ein einziges Grundmaterial eingesetzt, superleicht, trotzdem von enormer Stabilität bei optimaler Flexibilität. Sollte die Brille dennoch einmal zu Bruch gehen, kann sie in einem Götti Brand Store zu einer neuen Fassung verarbeitet werden. Mit einem innovativen Austausch-Service wird die getragene Brille innerhalb kürzester Zeit recycelt und das aufbereitete Material in eine neue Fassung umgeformt.

Nachhaltig, unkompliziert und schnell. Und so funktioniert es: Aus einer Auswahl von Fassungen wird die neue Lieblingsbrille ausgewählt, die mit vor Ort gefertigten Korrekturgläsern verglast wird. Die im 3D-Druckverfahren hergestellten Brillengläser verfügen über einen integrierten Autofokus. Mit Hilfe eines Gesichtsscans wird die Passform der Brille optimiert. Alle Elemente der Brille können unkompliziert angepasst werden, da diese an Ort und Stelle im augenoptischen Fachgeschäft hergestellt werden. Glasgröße, Stegbreite, Bügellänge und selbst Nasenpads ermöglichen so eine Individualisierung der Brille und sorgen für höchsten Tragekomfort.

„Aus alt und gebraucht wird neu!“

Trägt man bereits ein Modell ,Circular‘, wird für die Herstellung der neuen Fassung und Gläser das Material der bereits existierenden Brille verwendet. Dank modernster Technologie wird diese in kürzester Zeit pulverisiert und kann neu gedruckt werden. So werden Ressourcen geschont, da nur minimale Materialmengen hinzugefügt oder entfernt werden, ohne dass die Qualität des ursprünglichen Materials leidet. Ein weiterer Vorteil: Die Brille, die nach der Vorstellung der Kundin oder des Kunden produziert wird, kann direkt mitgenommen und wieder aufgesetzt werden.“

Durch die Installation der „Circularstation“ lassen sich Brillen vor Ort produzieren, es entstehen keine unnötigen Transportwege. Mit dem Projekt „Circular“ schließt sich der Kreis – mit einem Lösungsansatz für das Zukunftsthema Nachhaltigkeit, bei dem der direkte Zusammenhang von Material, Produktion und Wiederverwendung einbezogen wurde.

Illustrationen: Götti

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