Feine Linien: Morel x Designerin Guisset

Erstveröffentlicht in der Herbst/Winter-Ausgabe 2025/26

Für eine Damenkollektion hat sich der französische Brillenhersteller Morel mit der bekannten Designerin Constance Guisset zusammengetan. Diese verwandelt mit ihren der Welt der Kalligrafie nachempfundenen Designs die eleganten Acetatbrillen von Morel in echte Stilstatements.

Feine Linien und markante Striche prägen ein Schriftbild. In der Kalligrafie wird jeder Buchstabe mit Bedacht gesetzt, jedes Wort zu einem Kunstwerk. Genau diese Präzision und Leichtigkeit dient der französischen Designerin Constance Guisset als Inspirationsquelle für ihre erste Damenkollektion, die sie gemeinsam mit dem französischen Brillenhersteller Morel entwickelt hat. Für Guisset, die sich mit ihrem Studio in Paris auf Produktdesign, Innenarchitektur und Szenografie spezialisiert hat, war das Brillendesign völliges Neuland. „Als Brillenträgerin weiß ich, was mir gefällt – und was nicht. Anfangs wollte ich ein Modell entwerfen, das zu mir passt“, sagt sie.

Morel/Ben Becker

Das Modell Parenthese erinnert an das Satzzeichen Klammer.

Schnell wurde klar: Nicht jede Form passt zu jedem Gesicht. Um ein Gefühl für unterschiedliche Gesichtsformen zu entwickeln, ließ sie Porträts aller Mitarbeitenden ihres Pariser Studios ausdrucken und testete daran verschiedene Fassungen. Da Morel der Designerin lediglich technische Vorgaben machte, hatte diese viel Gestaltungsspielraum. Der Ausgangspunkt für ihre Kollektion lag für Guisset in der Linie – weich, fließend und durchgehend, wie in der Kalligrafie.

Bei diesen Brillen hat jeder Strich eine Bedeutung

Die Inspiration aus der Schriftkunst ist kein Zufall: Während eines Austauschjahres in Japan sammelte sie erste Erfahrungen mit Kalligrafie. „Als ich mit Brillenformen experimentierte, stellte sich diese Verbindung ganz natürlich ein“, erinnert sich Guisset. Das Ergebnis: Das zentrale Designelement der Kollektion ist eine einzige durchgehende Linie, die das Gesicht umrahmt, indem sie sich von einem Bügel zum anderen zieht. „Zugleich verweist die Linie auf typografische Zeichen wie ein Komma, eine Klammer oder ein Und-Zeichen, denen die Modelle nachempfunden sind.“ Ein Beispiel: Die Serie Virgule (frz. für „Komma“) spielt mit feinen, kleinen Details, während Esperluette (frz. für „Und-Zeichen“) durch klare, reduzierte Rundungen auffällt.

Morel/Ben Becker

Alles läuft Hand in Hand: Constance Guisset (links) präsentiert Ameliè Morel die ersten Designentwürfe der Kollektion.

Neben der Form ist auch die Farbe zentral für Guisset: „Eine Brille braucht Farbe, aber nicht zu kräftig – nur ein Hauch, der das Gesicht sanft erhellt.“ Für die Acetatmodelle wählte sie daher zarte Farbverläufe, die das Gesicht subtil betonen, ohne es zu dominieren. Um dem Design mehr Tiefe zu verleihen, durchbricht sie diese Zurückhaltung bei manchen Modellen mit einem farblich abgesetzten oberen Brillenrand. Gleichzeitig wird bei der Damenkollektion bewusst mit Licht und Schatten gespielt. Wie in der Kalligrafie verschmelzen bei Guissets Brillenkollektion Form, Farbe und Linie zu einem harmonischen Gesamtbild voller Ausdruck.

Fotos: Morel/Ben Becker

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