Die Brillendesigner sehen in dem Duo Basquiat und Warhol ein gutes Beispiel dafür, dass künstlerische Kooperationen interessante Ergebnisse hervorbringen können. Ferreira: „Auf die gleiche Weise arbeiten Marianne und ich vierhändig an all unseren Projekten, den Themen, der Geschichte einer Kollektion, den Produkten!“ Das Duo lässt sich von vielfältigen Eindrücken inspirieren, die sie in ihrer Eyewear interpretieren. Mode, Ausstellungen, Impressionen von der Straße, jeder verarbeitet sie auf seine persönliche Art und Weise, bringt zunächst seine Ideen zu Papier. Ihre Brillendesigns aber entstehen im kollektiven Schaffensprozess, denn erst im Kollektiv ließe sich viel gestalterische, produktive Energie freisetzen, die man in der Folge im Team analysiere. „Wichtig ist, dass wir unsere Entwürfe immer wieder aus der Vogelperspektive, aus der Distanz betrachten.“ Schlussendlich sei es nicht entscheidend, wer was zum Ergebnis beigetragen habe, fügt Marianne Dèzes hinzu. „Claire und ich tauschen uns sehr viel aus. Und obwohl wir unterschiedliche künstlerische Ausdrucksformen haben, finden wir immer eine gemeinsame Intuition, einen roten Faden. Unser Modellbauer Arnaud setzt unsere Ideen um. Er ermöglicht uns auch, mit dem Unerwarteten, dem Zufall zu spielen.“ Arnaud Pommier sei ihr Joker, bekräftigen sie. Sein technisches Wissen und handwerkliches Können sei ein gutes Fundament. Ein Studium in Kunst und Kunsthandwerk, seine Erfahrungen in der Innenarchitektur, im Modellbau führten Pommier zur Brille. Seit über zwei Jahrzehnten kümmert er sich um die technischen Innovationen und fertigt die Modellmuster für die Kollektionen zunächst von Face à Face, inzwischen auch für Woow und Alium.
Sie sind ein eingespieltes Team. Wenn sie versuchen, Dritten ihre Arbeit zu erklären, ist das keine einfache Sache, so Marianne Dèzes. „Mancher denkt, die Brille sei ein einfaches, seriell hergestelltes Produkt. Wir aber verstehen Brillendesign ganz anders. Je tiefer man vordringt, umso mehr öffnet sich ein Universum mit unendlichen Optionen. Wichtig ist eben nicht nur die Funktion der Brille, sondern auch ihre Ästhetik. Uns interessiert, das künstlerische Universum auszuloten, welches die Gestaltung von Brillen bietet, zu experimentieren, zu sehen, welche Wahrnehmung und Wirkung unsere Produkte beim Endverbraucher erzeugen.“ Intuition, Spontaneität neben konzeptionellen Ansätzen: Worin liegt die Stärke ihrer Designs? Claire Ferreira: „In der Vielzahl der Inspirationen, die sich kreuzen und die einander beeinflussen. Ob Ideen aus der Kunst, der Gestaltung von Alltagsobjekten, die Verbindung zu industriellen Fertigungsprozessen, ob Grafik, Mode oder Storytelling – unsere Brillendesigns ordnen wir keinen Kategorien zu. Jede Idee kann eine unvorhersehbare andere Richtung und Ausprägung nehmen.“