Magische Kreise beim Brillenhersteller Look

Erstveröffentlicht in der Herbst/Winter-Ausgabe 2024/25 

Er gilt als Symbol der Unendlichkeit. Der Kreis hat weder einen Anfangs- noch einen Endpunkt. Einen Kreis nehmen wir als ruhige, harmonische, in sich geschlossene Linie wahr. Für den italienischen Brillenhersteller Look ist der Kreis eine Konstante seiner Markenwelt: Er steht für die Kontinuität der Unternehmensgeschichte und der Kollektionen.

Der Mensch beschäftigt sich seit jeher mit der geometrischen Form des Kreises. In jeder Religion und Kultur kommt dem Kreis eine besondere Bedeutung zu, wird er als Symbol der Einheit, Vollkommenheit und Unendlichkeit verstanden. Das Künstler- und Wissenschaftsgenie Leonardo da Vinci zeichnete im 15. Jahrhundert den vitruvianischen Menschen – eine wissenschaftliche Erforschung der Proportionen des menschlichen Körpers.
 

Die Welt ist ein Kreis. Auch die Welt der Brille!
 

Mit der vielleicht berühmtesten Zeichnung der Welt verdeutlichte Leonardo seine Theorie, dass der menschliche Körper sowohl aus der Grundform Kreis als auch aus einem Quadrat vermessen werden
kann. Im japanischen Zen-Buddhismus ist es üblich, den „Ensō“ (jap. Wort für Kreis) als meditative Übung immer und immer wieder zu malen. Das befreie den Geist, denn es bedeutet: Nur der Moment zählt. Im tibetischen Buddhismus symbolisiert das Mandala (Sanskrit für Kreis, Zentrum) die physische und spirituelle Einheit. Auch Künstler und Architekten griffen die Kreisform immer wieder in ihren Werken auf, so der russische Künstler Kasimir Malevich in seinem „Black Circle“. Der amerikanische Land-Art-Künstler Richard Long arbeitet seit Jahrzehnten mit Kreisen – in Schottland, in der Sahara, in Alaska. Seine Kreise aus Steinen und anderen Naturmaterialien formt Long direkt auf der Erde – im Dialog mit der Natur.

Denken wir an die Brille, sind es die Kreisform oder kreisähnliche Geometrien von Brillenfronten und Gläsern, die seit Jahrhunderten zu den Klassikern und den wohl beliebtesten Formen des Fassungsdesigns zählen. So lag es für die Brillenbauer aus dem norditalienischen Cadoretal am Fuße der Dolomiten nicht allzu fern, mit dieser Symbolik grafisch zu spielen: Kreise bilden die imaginäre Brücke von der Historie des Unternehmens und dessen Brillenproduktion zur Gegenwart und Zukunft. Ob Zufall oder nicht: Selbst im doppelten O im Firmennamen von Look lässt sich eine stilisierte Brille erkennen. So wird der Kreis zum zentralen Bildmotiv der Markenbotschaft „Look is more“. Look ist mehr! Doch dieses „mehr“ müsse mit Leben gefüllt werden, erklärt Marketingmanager Marco De Fina, und entwickelte mit seinem Kreativteam ein „ästhetisches Manifest“ und darauf aufbauend die aktuelle Imagekampagne der „magischen Kreise“.

Im Zentrum jedes Kreises ist ein Mensch zu sehen – weibliche und männliche Modelle, Kinder und Jugendliche, die neueste Brillen designs aus den Kollektionslinien von Look tragen. Ihre Augensprache, der Blickkontakt, ihre Mimik, ihre Posen sind unaufdringlich, kaum wahrnehmbare Andeutungen einer Geste, ihre Outfits sind schlicht. Die wahren Protagonisten sind die Fassungen – im Einklang mit der Eleganz und Harmonie der Attitüde der Fotomodelle. Die Motive, so De Fina, stünden für eine emotional fesselnde Erzählung. „Diese beginnt mit den Menschen, mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, sie sind seit über vier Jahrzehnten das Herz des Unternehmens, das in Italien zu den wenigen noch in Familienhand verbliebenen mittelständischen Betrieben gehört.“

Fährt man die rund dreißig Kilometer durch das Cadoretal von der Firmenzentrale in Longarone hinauf ins Städtchen Cima Gogna, ist zu sehen und zu spüren, wofür das Herz der Menschen schlägt: Hier entstehen die Brillen der Kollektionen in der firmeneigenen Fabrikation. Hier oben im Cadoretal, das als die historische Wiege der italienischen Brillenindustrie gilt, sei die Brille Kulturgut und die Brillenbranche noch immer einer der wichtigen Arbeitgeber, gestern wie heute, erklärt De Fina.

Gegründet wurde Look von Gino Tormen 1978, heute sind die Geschwister Cristiana und Vittore Tormen am Ruder. Nicht ohne Grund sind sie stolz auf ihre Unabhängigkeit als Familienunternehmen. Und sie werden nicht müde zu betonen, dass man zu einhundert Prozent „italienisch“ sei; man produziere ausschließlich in Italien, selbst die Rohstoffe und Komponenten für die Brillenproduktion stammten von italienischen Produzenten. Das Bewusstsein für die eigene Geschichte und das Wesen von Unternehmen und Marke wird auch in der Markenkommunikation immer wieder herausgestellt, erklärt De Fina.

Look und die magische Kraft der Kreise: Mit der Symbolik des Kreises baut das Unternehmen Brücken von der Historie über die Gegenwart in die Zukunft.

Der kreative Ansatz ist ein künstlerisches Spiel mit der Darstellung. „In den Jahren während der Covid Pandemie stand unser Leitmotiv unter dem Motto ‚Neue Renaissance‘. Damit wollten wir Kundinnen und Kunden optimistisch stimmen. Die Motive waren eine Hommage an bedeutende italienische Künstler der Renaissance und ikonische Meisterwerke von Michelangelo, Leonardo, Tizian und Raffael.“ Die aktuelle Kampagne zeige eine neuerliche „Wiedergeburt“, eine Art „zweite Renaissance“, erklärt De Fina. Die Fotomodelle allerdings sind aus dem Hier und Heute. Sie verkörpern zeitgemäße Charaktere.„Das Hauptelement ist immer der Kreis. Er steht als Symbol für die Evolution und die Kohärenz der Marke, für ihre Werte. Wie in einem Kaleidoskop fügen sich die Kreise in einer Foto-Collage zusammen – drei sich überlagernde, konzentrische Welten mit ein und dem selben Mittelpunkt, unserem Unternehmen. Die drei aufeinanderfolgenden Kreise bilden so den Übergang von der klassischen zur einer modernen, grafischen Bildsprache und verbinden sich zu einem neuen Ganzen.“ Vielleicht nicht auf den ersten Blick, sicher aber beim genaueren Hinsehen löst sich der große Kreis in einzelne Kreiselemente auf, zeigt von innen nach außen ein Gemälde aus dem 19. Jahrhundert, gefolgt von farbigen malerischen Oberflächen und digitalen Grafikmotiven. Perspektivische Tiefe schafft die Figur, die aus dem vorderen Kreis hervortritt und so den Übergang in die Moderne visualisiert.

„Wir haben sowohl Erwachsene, Frauen und Männer, als auch Kinder und Jugendliche fotografiert, um die Vielschichtigkeit der Individuen zu zeigen, die unsere Brillen tragen können. Unsere Modelle repräsentieren die Marke und die Kollektionsfamilien. Im Zentrum jedes Bildes steht bewusst immer der Mensch, der hier Gegenwart und Modernität zum Ausdruck bringt.“ Dabei sollen die Motive nicht nur Persönlichkeit und Stil unterschiedlichster Brillenträgerinnen und Brillenträger widerspiegeln, sie sollen für alle verständlich – Augenoptiker wie Endverbraucher – das inhaltliche Band zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft bilden. De Fina: „Unser Leitsatz ,Look is more‘ formuliert dabei unseren Anspruch und drückt eine Haltung aus, unsere Art, die Welt und die Veränderungen in ihr mit offenen Augen zu betrachten. Unsere Kommunikation richtet sich sowohl nach innen ins Unternehmen als auch nach außen an die Verbraucher und Geschäftspartner. Das Konzept soll dazu anregen, über den Tellerrand konventioneller Denk- und Sichtweisen zu schauen und neue, kreative Inhalte mutig und frei im Kopf aufzunehmen. Wir denken unser Unternehmen, die Marke Look immer weiter und möchten das auch kommunizieren. Vor allem möchten wir eine neue Generation von Verbraucherinnen und Verbrauchern für Marke und Kollektionen interessieren – Menschen, die Innovation, Stil und Qualität schätzen und die Zuverlässigkeit und die Modernität der Marke wertschätzen. Wir möchten Vertrauen in unsere Marke wecken und eine Beziehung, oder mehr noch, eine Bindung zum Publikum herstellen. Wäre unser Unternehmen eine Person, ein Mensch aus Fleisch und Blut, würde ich sie oder ihn als zuverlässig, echt, authentisch, werteorientiert und modern charakterisieren.“

Fotos: Look