Passion, Farbe und Freiheit: Das Design von J.F.Rey

Erstveröffentlicht in der Frühjahr/Sommer-Ausgabe 2023

Kreativität ist das Herz von J.F.Rey. „Wir sind Brillenverrückte“, sagen die Kreativen der französischen Eyewear-Maison. No Limits! Couragiert schöpfen sie ihre Fantasie und künstlerische Freiheit aus, wagen sich an Innovationen, an technisch raffinierte Details, experimentieren mit Materialien. Das Ergebnis ist ein Fassungsdesign aus Leidenschaft und Überzeugung.

Als Jean-François Rey und seine Frau Joëlle Mitte der 1990er Jahre ihre Brillen-marke J.F. Rey gründeten, gehörten sie zu den Pionieren der „Independent Eyewear“, der unabhängigen Brillenbrands. Ihre Passion für extravagante Brillen brachte eine Reihe ikonischer Kultmodelle hervor. Ihr innovatives Design zeichnete sich durch eine einzigartige chromatische Handschrift aus, durch spannende Materialkombinationen von Metall und Acetat, die Verbindung von Holz und Karbon. Ihren künstlerischen Ansatz, das fantasievolle Zusammenspiel von Formen, Farben und Materialien, führt nun die Generation junger Designerinnen und Designer fort.

Design gepaart mit Technik: Die J.F.-Rey-Kollektion variiert geometrische Konstruktionen, spielt mit Farben, Asymmetrien, Linien, Volumen, mit Materialien wie Metall, Acetat, Karbon, mit 3D-Elementen und Laminierungen.

Vor gut zwei Jahren zogen sich Jean-François und Joëlle Rey aus ihrem Unternehmen und dem Brillengeschäft zurück. Der Kurs Richtung Zukunft wurde mit einem neuen Trio an der Firmenspitze eingeleitet: An der DNA der Marke, der designorientierten, internationalen Ausrichtung, der Freude am Gestalten von Brillen habe dies nichts geändert, betonen die neuen Chefs Ralf Kmoch, Walter Pirinoli und Dan Levi. „Wir haben sehr viel Know-how in puncto technisches, innovatives und kreatives Design. Man erwartet von J.F. Rey eine Alternative zum Mainstream zu bieten, daher braucht es die Freiheit in der Kreation.“ Im Kern ist und bleibt man französisch: Der Firmensitz ist an der Peripherie von Marseille. Das Designteam ist französisch, die ästhetische Sensibilität ist französisch, ein Großteil der Manufakturen, in denen die Brillen gefertigt werden, sitzt in Frankreich.

Perspektivenwechsel mit Stil: Die neue Acetat-Kollektion „Oversized“ wartet mit ganz viel Größe, mit schönen Farbspielen und lichten Transparenzen auf.

Aushängeschild ihres Designs und des Know-hows in der Verarbeitung nobler Materialien ist die Linie Jean-Francois Rey. Die Modelle seien elegant, hochwertig und ästhetisch und vereinten Savoir-faire und Kreativität, erklärt Olivier Mollard, der für die Entwicklung der großen und weit gefächerten Kollektion verantwortlich ist. An seiner Seite arbeiten Marie Lebon und Fanelie Colomb für die weiteren Linien im Portfolio wie Volte Face, Petite, Kids&Teens und BOZ. Jede und jeder brächte seine Inspirationen ein.

„Man erwartet von J.F. Rey besonders kreativ zu sein und eine Alternative zum Mainstream zu bieten.“

Mollard: „Dabei respektieren wir die DNA von J.F. Rey. Das Herz der Marke ist auch in Abwesenheit von Jean-François und Joëlle dasselbe. Wir entwerfen Fassungen wie zuvor, dynamisch, innovativ.“ Der studierte Industriedesigner lernte bei einem „Lunetier“ (franz. für Brillenfabrikant) im französischen Jura die Techniken und Feinheiten manueller Fassungsfertigung kennen. „Bei J.F. Rey bin ich seit 2015. Damals musste ich zunächst von einem eher klassischen zu einem sehr kreativen Design umdenken. Aber Jean-François und Joëlle ermutigten mich, auch ungewöhnliche Ideen einzubringen. Es gibt immer einen Platz für besondere Kreationen in der Kollektion, sagten sie.“

Auch Art-Direktorin Rebeka Godoy, die die Farbkonzepte entwirft, konnte viel von ihnen lernen. Die junge Brasilianerin kommt aus der Fashionwelt, vom Textildesign. An der Universität von Lyon studierte sie Mode, mit dem Thema ihrer Masterarbeit habe sie die Eyewear entdeckt, sagt sie. „Immer wieder fielen mir der Name und die Kollektionen von J.F. Rey auf. Ich fand die Marke interessant und schickte meinen Lebenslauf ein, erhielt die Chance und gri zu. Heute kann ich meine Kompetenz in der Trend-, Material- und Farbrecherche einbringen. Ich habe aber festgestellt, dass es viel einfacher ist, Mode auf den Körper zu designen als eine Brille auf ein Gesicht. Der Brille und damit der Trägerin, dem Träger einer Fassung Authentizität und Persönlichkeit zu verleihen, ist eine echte Herausforderung.“ Eine Brille sei die Synthese aus Technik und Kultur, resümiert Rebeka und erinnert sich: „Als ich begann, hatte ich anderthalb Monate, um von Jean-François und Joëlle zu lernen. Ich sah, wie sehr sie die Musikkultur beeinflusste, insbesondere die achtziger Jahre. Zwei Persönlichkeiten, zwei Lebensstile, die wir im kreativen Prozess noch heute in unseren Köpfen haben.“

Expedition in eine futuristische Welt aus Neonlicht: Die Kollektion „Odyssee“ präsentiert sich mit visuellen Projektionen in neue Dimensionen, in der Realität und Virtualität verschmelzen.

Für die Frühjahr- und Sommersaison 2023 präsentieren die Franzosen erneut innovative Designs und technologische Finessen sowie ein starkes Kolorit, das die neue Linie „Odyssee“ charakterisiert. „Besonderheit sind ihre architektonischen Rahmenkonstruktionen, die einzigartigen Kraftlinien, die durch Materialien, Farben und durch bestimmte Fertigungstechniken betont werden“, sagt Olivier Mollard. Ein weiteres Novum, so Mollard, präsentiere die Linie „Olympus“ – Fassungen aus Acetat oder hochwertigem Edelstahl, zweifarbigem Metall mit PVD-Beschichtung – für die eigens ein patentiertes schraubenloses Scharnier entwickelt wurde. Neu ist auch die Kollektion „Oversized“ mit au älligen Acetatfassungen als aussagekräftiges Stilstatement. Mit ihren Neuheiten bekräftigen die Brillenmacher aus Marseille einmal mehr ihren Anspruch, zum Avantgardedesign zu gehören – als kreative Brückenbauer zwischen Gegenwart und Zukunft.

Fotos: J. F. Rey

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