Personalities und Lifestyle: Katja Wiedemann # Conquistador

Schon mit sieben Jahren wollte sie Malerin werden. Da ihr in der DDR das Kunststudium verwehrt wurde, machte sie eine vierjährige Ausbildung an der Meißener Porzellan-Manufaktur. Nach der Wende zog sie nach Berlin, warf ihr Know-how aus Meißen mit ihrer Passion für freie Kunst zusammen und wurde Unternehmerin. Ergebnis war BerlinDecor, das Geschäft, das sie 2014 in den Kunsthöfen eröffnete, einer lauschigen Großstadtoase mit Tadshikischer Teestube, Start-ups und Galerien als direkte Nachbarn. Während im vorderen Ladenbereich Wiedemanns selbst designte Tassen, Untersetzer, Tischdecken, Fließen oder Papeterie-Produkte verkauft werden, befindet sich im kleinen Raum daneben ihr Atelier. Die Motive für die Designs – mit Vorliebe Flora und Fauna – entstehen von Hand und werden am Computer zusammengesetzt und bearbeitet. „Renaissance meets Future“, erklärt sie ihr Vorgehen. „Ich verbinde die Stärke alten Handwerks mit den Möglichkeiten des Digitalen.“

Brillen, mit den Augen der Künstlerin gesehen: So farbenfroh wie die Bilder von Katja Wiedemann sind die Fassungen von Conquistador.

Zur Experimentierfreudigkeit der Künstlerin passen Auftragsarbeiten, die es ihr erlauben, den eigenen Blickwinkel zu verlassen. So porträtierte sie für die Etiketten eines Smoothie-Likörs historische Berliner Persönlichkeiten. Vor allem aber ist sie „Hausillustratorin“ von Conquistador. Für die Motive zur Kollektion hat sie den Figuren aus ihrer Café-Berlin-Serie Brillen aufgesetzt und sie so zu charmanten Markenbotschaftern gemacht. Die an diesem Tag von ihr selbst getragene dunkle Fassung harmoniert nicht nur bestens mit ihrem Outfit, sondern auch mit den Gemälden im Hintergrund. „Kann es einen besseren Beruf als meinen geben?“, schwärmt sie. „Ich kann Schönheit in die Welt bringen!“

Die Berlinerinnen und Berliner und Touristinnen und Touristen, die BerlinDecor besuchen, animieren sie. „Spanier und Brasilianer fühlen sich von der Farbigkeit meiner Designs und Bilder oft magisch angezogen.“ Für sie selbst ist Berlin Heimat geworden. „Mir gefällt die gelebte Toleranz: Leben und leben lassen.“ Gerade hat sie ein Lehrbuch über botanische Malerei geschrieben, eine jahrhundertealte, traditionelle Kunstform, die derzeit eine Renaissance erlebt. Doch Katja Wiedemanns persönliche Vision betrifft die eigene Malerei: „Ich muss noch besser werden. Das beste Bild von mir kommt noch!“

Fotos: Ringfoto Fehse, Berlin