Stellas Prinzipien

Die britische Modedesignerin Stella McCartney setzt schon lange auf Green Fashion aus natürlichen Rohstoffen. Für ihre Luxus-Lifestyle-Marke kombiniert sie raffinierte Designs und eine verantwortungsbewusste Einstellung gegenüber der Umwelt. Dabei sucht sie ständig innovative Wege, um nachhaltiger zu werden. Das gilt auch für die Eyewear. 

Keine Pelze, kein Leder. Stella McCartney zeigt seit der Gründung ihres Labels 2001, dass ihre Mode ohne tierische Rohstoffe auskommen kann, ohne dass man es den Kleidungsstücken, Taschen oder Brillen ansieht. Für viele gilt die überzeugte Vegetarierin als Pionierin der Green-Fashion. Seit 2020 arbeitet sie gemeinsam mit dem italienischen Brillenspezialisten Thélios. Der gehört, wie das Label Stella McCartney, zum internationalen Luxuskonzerns LVMH. Gemeinsames Ziel ist es, nachhaltige Materialien auch für ihre Brillen zu verwenden und den ökologischen Fußabdruck von Mode und Accessoires des Brands zu begrenzen.

Stella McCartney, Sie gehören zu den Designern, die für nachhaltige Mode plädieren. Warum? 

Es fing mit meinen Eltern an. Beide waren Aktivisten, Vegetarier und Umweltschützer. Ich bin als Vegetarierin auf einem Bio-Bauernhof in England groß geworden. Schon früh war ich mir meiner Umwelt und der Koexistenz mit anderen Lebewesen bewusst. Daher stand für mich auch immer fest, dass ich das Thema Nachhaltigkeit in meine Arbeit einfließen lassen wollte und dabei keine Kompromisse eingehen werde. Als ich anfing, sagten mir viele, dass ich keinen Erfolg mit meinem Label haben würde, wenn ich für meine Kollektionen kein echtes Leder oder keine Pelze verwenden würde. Heute, 21 Jahre später, kann ich mit Sicherheit sagen, dass ich das Gegenteil bewiesen habe. 

Sie sind der Branche auf dem Weg zur Nachhaltigkeit immer einen Schritt voraus. Worauf sind Sie besonders stolz?

Ich denke, dass all unsere Schritte auf unserem Weg zur Nachhaltigkeit von großer Bedeutung sind. Seit der Gründung der Marke verzichten wir auf Pelz und Leder, mittlerweile nutzen wir recyceltes Polyester und verwenden nur nachhaltige Viskose, die nachweislich nicht aus gefährdeten Wäldern kommt. Die Dinge, die wir am Anfang erreicht haben, fühlen sich wie riesige Meilensteine an. Denn gerade in den ersten Jahren war es schwierig, neue Materialien zu finden und diese dann auch in entsprechender Menge zu bekommen. Mittlerweile haben wir viel mehr Möglichkeiten. 

Und was war Ihnen besonders wichtig zu erreichen? 

Ein großer Schritt war es für mich, als wir 2016 die Verwendung von reinem Kaschmir einstellten und seitdem stattdessen einhundert Prozent nachhaltig hergestellte Viskose nutzen. Wussten Sie, dass jedes Jahr 150 Millionen Bäume für die Produktion von Stoffen abgeholzt werden und dass die Abholzung jährlich drei Milliarden Tonnen CO2 freisetzt und die Heimat von 70 Prozent der in Wäldern lebenden Landtiere zerstört? Die von uns verwendete Viskose lässt sich bis zum Wald zurückverfolgen und garantiert, dass keine Wälder abgeholzt werden. Das bedeutet, dass keine alten oder gefährdeten Wälder zerstört werden und das Wohlergehen der Arbeiterinnen und Arbeiter und der örtlichen Gemeinden geschützt wird.

Nachhaltigkeit ist für Stella McCartney elementrarer Bestandteil ihrer Markenphilosophie. Ihre Prinzipien setzte sie durch – auch gegen anfängliche Kritik aus der Branche.

Kommen wir zur Eyewear: Warum haben Sie sich entschieden, auch Brillenkollektionen auf den Markt zu bringen?

Ich sehe Brillen als Erweiterung der Konfektionsmode, als Möglichkeit, den eigenen Look zu vervollständigen – und als Einstieg in die Marke. Wir haben Brillen 2009 in die Kollektion aufgenommen, sind seither in diesem Bereich gewachsen und haben uns immer weiterentwickelt. 2020 sind wir mit Thélios eine Kollaboration eingegangen, um unser Know-how zu bündeln und gemeinsam nachhaltige Brille zu schaffen.

Wie übertragen Sie die umweltfreundliche Philosophie der Marke auf die Brillenkollektion?

Bei der Gestaltung unserer Brillen sind uns die Materialien sehr wichtig. Wir achten darauf, nur solche Materialien zu verwenden, die so wenig Einfluss wie möglich auf den Planeten haben. Seit 2012 werden unsere Brillen aus Bio-Acetat hergestellt. Dieses wird ohne den Einsatz fossiler Brennstoffe hergestellt; schädliches, aus Erdöl gewonnenes Diethylphthalat wird ersetzt. Die erneuerbare und biologisch abbaubare Alternative ist besser für unser Ökosystem und die Umwelt; dies ist einer der vielen Schritte, die wir als Marke unternehmen, um unseren Kunststoffkonsum zu reduzieren. Außerdem werden in unsere Brillen Biogläser eingesetzt, die zu 40 Prozent aus natürlichen Pflanzenextrakten bestehen. Auch wir experimentieren natürlich mit den besten Innovationen, die auf den Markt kommen.  

Immer wieder erhalten Ihre Kollektionen Auszeichnungen im Bereich Nachhaltigkeit. Wie wichtig ist Ihnen das?

Jede Auszeichnung und jeder Meilenstein, den wir als Marke erreichen, bedeuten mir immer noch viel. Auch die aktuelle Kollektion hat die Auszeichnung Environmental Claim Validation (ECV) von UL (Underwriters Laboratories) erhalten. Damit wurde nochmal von unabhängiger Seite der hohe Biogehalt unserer Fassungen und Gläser bestätigt.  

Klares Statement: Die Brille im Oversize-Design in Pilotenform mit goldenem Doppelsteg und ultradünnen Metallbügeln rundet den Look ab.

Nun zum Design der Brillen: Sind in Ihren Brillenkollektionen Einflüsse aus der Mode sichtbar? 

Ja, zu hundert Prozent. Für mich als Designerin ist das Design meiner Mode – und natürlich auch der Brillen – entscheidend. Meine Brillenlinie ist eine Erweiterung unserer Konfektionskollektionen. Ich betrachte die Marke ganzheitlich, jede Kategorie ist ein Teil der Marke, insbesondere unsere Kinderkollektion oder die Schwimm- und Unterwäschekollektion. Alles fügt sich zu einer einzigen Geschichte zusammen.

Was hat Sie bei den Designs der Brillen für die Herbst/Winter-Kollektion beeinflusst? 

Für mich ist es interessant zu sehen, wie die jüngere Generation Brillen nutzt, um vor allem in den sozialen Medien ein Statement zu setzen. Als Antwort darauf haben wir neben unseren eher klassischen Modellen daran gearbeitet, moderne Modelle zu entwerfen, welche die jüngere Generation ansprechen.

Die neue Kollektion ist aber auch von Ihrer Falabella- Tasche inspiriert. Wo zeigt sich das?

Wir haben 2009 die mittlerweile legendäre Falabella-Handtasche auf den Markt gebracht, die sich durch ihre umlaufende Kette auszeichnet. Das Kettendesign ist für uns zu einem Markenmotiv geworden, das wir oft in unseren Kollektionen verwenden. Bei unseren Brillen findet man die Kette meist als Detail an den Brillenbügeln, entweder dezent oder groß, um ein Statement zu setzen. Ich glaube nicht, dass mir die Kette jemals langweilig werden wird! Auch beim Thema Schutz der Umwelt werden wir nicht nachlassen! Ich werde weiterhin meinen Weg gehen und dabei stets die Nachhaltigkeit im Blick haben. Selbst wenn es nicht immer einfach ist, werde ich mich nie auf etwas festlegen, wenn ich nicht weiß, dass wir alles getan haben, um als Unternehmen und Marke unseren Planten zu schützen.

Fotos: Stella McCartney / Dougal Mc Arthur

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