Stella McCartney, Sie gehören zu den Designern, die für nachhaltige Mode plädieren. Warum?
Es fing mit meinen Eltern an. Beide waren Aktivisten, Vegetarier und Umweltschützer. Ich bin als Vegetarierin auf einem Bio-Bauernhof in England groß geworden. Schon früh war ich mir meiner Umwelt und der Koexistenz mit anderen Lebewesen bewusst. Daher stand für mich auch immer fest, dass ich das Thema Nachhaltigkeit in meine Arbeit einfließen lassen wollte und dabei keine Kompromisse eingehen werde. Als ich anfing, sagten mir viele, dass ich keinen Erfolg mit meinem Label haben würde, wenn ich für meine Kollektionen kein echtes Leder oder keine Pelze verwenden würde. Heute, 21 Jahre später, kann ich mit Sicherheit sagen, dass ich das Gegenteil bewiesen habe.
Sie sind der Branche auf dem Weg zur Nachhaltigkeit immer einen Schritt voraus. Worauf sind Sie besonders stolz?
Ich denke, dass all unsere Schritte auf unserem Weg zur Nachhaltigkeit von großer Bedeutung sind. Seit der Gründung der Marke verzichten wir auf Pelz und Leder, mittlerweile nutzen wir recyceltes Polyester und verwenden nur nachhaltige Viskose, die nachweislich nicht aus gefährdeten Wäldern kommt. Die Dinge, die wir am Anfang erreicht haben, fühlen sich wie riesige Meilensteine an. Denn gerade in den ersten Jahren war es schwierig, neue Materialien zu finden und diese dann auch in entsprechender Menge zu bekommen. Mittlerweile haben wir viel mehr Möglichkeiten.
Und was war Ihnen besonders wichtig zu erreichen?
Ein großer Schritt war es für mich, als wir 2016 die Verwendung von reinem Kaschmir einstellten und seitdem stattdessen einhundert Prozent nachhaltig hergestellte Viskose nutzen. Wussten Sie, dass jedes Jahr 150 Millionen Bäume für die Produktion von Stoffen abgeholzt werden und dass die Abholzung jährlich drei Milliarden Tonnen CO2 freisetzt und die Heimat von 70 Prozent der in Wäldern lebenden Landtiere zerstört? Die von uns verwendete Viskose lässt sich bis zum Wald zurückverfolgen und garantiert, dass keine Wälder abgeholzt werden. Das bedeutet, dass keine alten oder gefährdeten Wälder zerstört werden und das Wohlergehen der Arbeiterinnen und Arbeiter und der örtlichen Gemeinden geschützt wird.
Nachhaltigkeit ist für Stella McCartney elementrarer Bestandteil ihrer Markenphilosophie. Ihre Prinzipien setzte sie durch – auch gegen anfängliche Kritik aus der Branche.