Erstveröffentlicht in der Herbst/Winter-Ausgabe 2023/24
Angefangen hat alles mit einer Boutique für Pelzwaren in Rom. Fast einhundert Jahre später sind die Kollektionen von Fendi ein Highlight aller internationalen Modeschauen. Glanz und Glamour auf den Laufsteg zaubern auch die Brillenkreationen. Verantwortlich für den Erfolg sind vor allem die Frauen der Familie.
„Nichts auf der Welt ist so mächtig wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist“, das wusste schon der Schriftsteller Victor Hugo. Gerade in der schnelllebigen Fashionwelt sind Kreativität, aber auch unternehmerischer Mut gefragt. Zwei Eigenschaften, die den Frauen der Familie Fendi wohl im Blut liegen. Derzeit rückt vor allem Delfina Delettrez Fendi in den Fokus. Die heute 36-Jährige ist im Atelier der Modedynastie, die ihre Urgroßeltern vor fast 100 Jahren gegründet haben, aufgewachsen. Ihre Mutter Silvia Venturini Fendi entwirft seit vielen Jahren die Herren- und Accessoire-Linien des Hauses. In Italien ist Delettrez Fendi mittlerweile eine echte Modeikone. Für den künstlerischen Leiter der Damenmode und Haute Couture-Linien des Hauses, Kim Jones, sind ihre außergewöhnlichen Looks eine wahre Inspirationsquelle.
"Delfinas Art, Fendi zu tragen, ist sehr schick und eigensinnig. Das gefällt mir“, sagte Jones bei der Präsentation der aktuellen Kollektion in Mailand, die er der jungen Fendi-Erbin widmet. Dabei gelingt es ihm in Anlehnung an Delettrez‘ Garderobe, Klassiker wie Shirts und Blusen subtil zu verändern. Ruhige Farben und Ton-in-Ton-Kombinationen verschmelzen mit raffinierten, maskulinen Schnitten und femininen Formen. Lederelemente verleihen den Looks Sex-Appeal und zeigen gleichzeitig die feinen Einflüsse des Punks in den Designs. Delettrez Fendi ist nicht nur Jones‘ Muse. Seit 2020 entwirft sie die Schmuckkollektion für die Marke und führt die von den Entscheidungen unabhängiger, starker Frauen geprägte Familiengeschichte des römischen Labels fort.
„Die unerschöpfliche Kreativität und Begeisterung für Mode liegt den Fendi-Frauen einfach in den Genen“
Angefangen hat diese mit Adele Casagrande. Als junge Frau wagte sie nach dem Ersten Weltkrieg mutig den Schritt in die Selbstständigkeit und eröffnete im Zentrum Roms eine kleine Boutique für Pelz- und Lederwaren. Seit ihrer Heirat mit Edoardo Fendi im Jahr 1925 trägt das Geschäft den Familiennamen. Couragiert gingen auch die fünf Töchter des Ehepaars Paola, Anna, Franca, Carla und Alda, die nach dem Zweiten Weltkrieg in das Unternehmen eingestiegen waren, neue Wege. 1965 gelang ihnen ein besonderer Coup: Sie holten den damals noch unbekannten Designer Karl Lagerfeld in die Maison, dessen kreative Handschrift das Modedesign der Marke über viele Jahre hinaus maßgeblich beeinflusste. Er kreierte unter anderem das ikonische FF-Logo und das Pequin-Muster, eine Anordnung aus breiten goldenen und dunkelbraunen Streifen. Beides ein Muss bei vielen Fendi-Designs.
Gleichzeitig arbeitete Lagerfeld eng mit den Frauen der Familie Fendi zusammen. Vor allem vertraute er auf das Talent und Modegespür von Silvia Venturini Fendi, die Schöpferin der legendären Baguette-Bag, die Ende der 1990er quasi über Nacht Kultstatus erlangte – Carrie Bradshaw aus der amerikanischen Serie „Sex and the City“ sei Dank. Die längliche Tasche mit dem kurzen Henkel, der direkt in der Armbeuge getragen wird, gilt heute als Mutter aller It-Bags, weil durch sie eine neue Taschenform eingeführt wurde. So wundert es nicht, dass die ikonische Tasche, die ihren Namen der französischen Brotspezialität zu verdanken hat, immer wieder neu interpretiert wird. Auch in dieser Saison, in der neben zahlreichen optischen Modellen mit Baguette-Logo auch erstmals eine Baguette Sonnenbrille aus Acetat und einem leichten Metall eingeführt wurde, die dem Fendi-Look einen noch selbstbewussteren Touch verleiht. Als Anspielung auf die Tradition der Marke ist das Modell mit dem charakteristischen Baguette-Logo auf dem Metallsteg versehen und wird erstmals mit einer passenden eleganten Metallkette geliefert, die abnehmbar und mit zwei ähnlichen Baguette-Logos verziert ist.
Die Eyewear-Linien kreiert Fendi in enger Zusammenarbeit mit dem Brillenspezialisten Thélios, der wie Fendi zum französischen Luxusmodekonzern LVMH gehört. Zu Beginn des Designprozesses wird dabei immer ein Blick auf das Erbe des Hauses geworfen, dieses dann interpretiert und modern adaptiert, so dass sich Vergangenheit und Gegenwart auf immer neue und originelle Weise vermischten, versichert Fendi-CEO Serge Brunschwig. Zudem achte man genauestens auf farbliche Kohärenz zwischen Mode- und Brillenkollektionen.karte, die von den Kreativdirektoren des Modehauses entwickelt und die sehr genau eingehalten wird“, so Brunschwig weiter. Gleichzeitig wagt man aber auch Neues. Ein gutes Beispiel ist die Brillenfamilie Fendi Shadow. Die erste Brillenkollektion der Modemarke, die vollständig mit 3D-Technologie entwickelt wurde. „Sie ist extravagant und elegant“. Das emblematische „FF“-Motiv aus zwei gespiegelten „F“, die ein halbo enes Rechteck bilden, ist in die übergroßen Rahmen gelasert und machen die Brille zu einem Modestatement für Männer.
Bei den Damen werden in dieser Saison die charakteristischen Linien mit aktuellen Styles interpretiert. Hier zählen, neben den bereits erwähnten Baguette-Sonnen- und Korrektionsbrillen, vor allem die neu aufgelegten O’Lock-Modelle zu den Hinguckern. Inspiriert sind diese natürlich von einer Fendi-Frau: Delfina Delettrez Fendi und ihren O’Lock-Schmuckstücken. Alle Modelle dieser Linie sind mit einem charakteristischen, durchsichtigen Logo an den Bügeln versehen. Gleichzeitig überzeugen die gewagten, über großen Acetat-Fassungen mit einem neuen, funktionalen Ton-in-Ton-Logo O‘Lock, das als Scharnier dient. Ein gutes Beispiel, das unterstreicht, welche wesentliche Rolle die Fendi-Frauen für die Fashion- und Eyewear- Kollektionen der Marke spielen.
Fotos: Fendi
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