Robert La Roche

Träume aus Stoff: opulente (Brillen-)Mode von Christoph Rumpf

Erstveröffentlicht in der Herbst/Winter-Ausgabe der Sublime 

Jede der opulenten, fantasievollen Stoffkreationen des österreichischen Modedesigners Christoph Rumpf erzählt eine Geschichte. Ausdrucksstark ist auch Rumpfs Brillendesign für das ikonische Wiener Label Robert La Roche. Sublime Eyewear besuchte den Shootingstar der internationalen Modeszene in seinem Pariser Atelier.

Er liebt den Blick vom Balkon seines Ateliers im zwölften Arrondissement über einen einst rauen Stadtbezirk und auf die heute eher ruhige Wohngegend rund um die Bastille. Vielmehr: Er liebt Paris, die Stadt, die zum Mittelpunkt seines Lebens und Schaffens wurde. Ursprünglich kommt Christoph Rumpf, 29, aus einem kleinen Dorf in der Steiermark. Er studierte zunächst Architektur, brach das Studium aber schnell wieder ab. Im Grunde sei er immer an Mode interessiert gewesen, sagt Rumpf. 2020 beendete er sein Studium an der Universität für Angewandte Kunst in Wien und stellte im Jahr darauf sein eigenes Label vor: „Mode zum Träumen, in der man neue Rollen annimmt, und Kleidung, die Qualität mit sich bringt“, stellte das Fashionmagazin Vogue das aufstrebende Modetalent vor.

Designer Christoph Rumpf auf dem Balkon seiner Pariser Wohnung mit Jacken seiner neuesten Kollektion.

Christoph Rumpf, warum war Architektur nicht die richtige Wahl?
Ich fand das Studium eher uninteressant und bewarb mich stattdessen an der Uni für Angewandte Kunst in Wien. Damals war ich Anfang Zwanzig. Meinen Lebensunterhalt verdiente ich mir mit Jobs als DJ oder Verkäufer in einem Secondhand-Laden.

Gab es einen Moment der Initialzündung in die Mode zu gehen?
Ich war besessen von den Haute-Couture-Kollektionen des britischen Modedesigners John Galliano, von seinen pompösen, extravaganten Roben für Dior, die Emotionen und großes Mode-Handwerk zusammenbrachten. Ich selbst bin kein guter Zeichner, konnte damals auch noch nicht nähen, deshalb war Mode für mich nicht wirklich eine Option. Ich habe lange gebraucht, um zu verstehen, ob ich in dem was ich mache wirklich gut bin. Meine Kreationen waren zuerst ausladend und recht verrückt, nicht wirklich tragbar. Mir wurde auch nahegelegt, vielleicht doch etwas anderes als Mode zu machen. Die Auszeichnung mit dem „Grand Prix du Jury Première Vision“ beim Festival für Mode, Fotografie und Modeaccessoires in Hyères war für mich die Initialzündung zur Gründung meines eigenen Labels.

Sprechen wir über Ihre Kreationen. Sie gehen gern auf Flohmärkte und marschieren dann mit einem Teppich unterm Arm nach Hause?
Genau so! Nicht wenige meiner Stoffe und Materialien stammen von Flohmärkten oder aus Restbeständen. Tatsächlich fing es mit einem Anzug aus einem Wandteppich an. Jedes Teil hat seine Geschichte, die Entstehung ist unterschiedlich. Ich sehe einen Stoff und möchte daraus etwas schaffen. Mal habe ich direkt eine Vorstellung vor Augen, mal lasse ich mich von seiner Schönheit, seiner Eigenart leiten. Mittlerweile höre ich auf mein Ich, interessiert mich, was ich selbst gerne anziehe – und davon entsteht dann eine luxuriöse Version. Oft bringen mich Filme auf Ideen. Besonders inspirierend finde ich die Menschen auf der Straße, gerade in Paris. Die Leute sind so aufregend, vor allem in der Gegend, in der ich lebe. Sie können aus Nichts, aus einfacher Secondhandbekleidung mit Phantasie ganz viel machen, ihren ganz eigenen Look kreieren.

 

Wie gehen Sie bei der Zusammenstellung einer Kollektion vor?
Ich mag es gern glänzend und glitzernd, es ist aber superschwierig, dass diese Stoffe nicht aufdringlich und kitschig wirken. Das Styling ist für meine Kollektionen sehr wichtig. Ich möchte zeigen, dass man eine Brokatjacke mit Glitzer tragen kann, ohne dass es übertrieben aussieht. Ich mag es, wenn die Menschen sich glamourös, luxuriös kleiden, aber im positiven Sinne. Luxus empfindet jeder individuell anders, er bereichert unser eigenes Leben, wie in meiner Atelierwohnung. Sie ist klein, hat einen tollen Ausblick, ich habe alle wichtigen Dinge um mich herum. Sie gibt mir ein luxuriöses Gefühl, das verpacke ich in meine Kollektionen.

Lässt sich in diesem Sinne auch Ihr Satz „Mode braucht Gefühle. Sie muss wieder wertvoller werden“ deuten?
Ich habe eine sehr kritische Einstellung zur Mode. In den letzten eineinhalb Jahren hat sich bei mir etwas verändert, bin ich mehr interessiert an Kleidung, weniger an Mode als Inszenierung. Kleidung steht in meinem Schaffensprozess im Mittelpunkt, auch wenn ich letztlich für ein Modebrand mit meinem Namen stehe. Ich kann ein handgemachtes, gut genähtes Kleidungsstück von einem schlecht gemachten unterscheiden. Wenn ich mir für 500 Euro ein Hemd kaufe, möchte ich, dass es auch danach aussieht, anders als ein Hoodie mit Löchern, der tausend Euro gekostet hat. Mode muss in zweifachem Sinne besser werden: Erstens dürfen die Menschen nicht mehr so viel Kleidung wegwerfen. Zweitens: Mode ist größtenteils zum kommerziellen Massenprodukt geworden. Zum Glück gibt es noch junge Designer, die sich trauen, mutig dagegen anzusteuern.

Was sehen wir an Ihrer „Wand der Inspirationen“?
Die Moodboards zeigen unter anderem Themenideen für die Herbst-Winterkollektion 23/24, die ich sehr liebe. Ich konnte viele Vorstellungen umsetzen und werde erstmals auch Strickmodelle präsentieren. Die letzten zwei Kollektionen kamen sehr gut an. Als Brand sind wir klein, aber unabhängig. Die Realität ist, dass wir nicht immer den teuersten Stoff nehmen können und manchmal Kompromisse eingehen müssen. Wir gleichen das ganz gut aus, arbeiten beispielsweise mit recyceltem Polyester, aber wie wir die Modelle stylen, unterstreicht ihre Wertigkeit. Es kommt immer darauf an, was man draus macht.

Mehrfach wurden Sie als nachhaltiger Modedesigner bezeichnet …
Man kann natürlich als Designer so nachhaltig wie irgend möglich produzieren, aber einhundert Prozent Nachhaltigkeit in der Mode gibt es nicht. Wir fertigen gut fünfzig Prozent unser Kollektion in Indien, dort wird aber nicht billig produziert, sondern genau das Gegenteil ist der Fall. Die andere Hälfte der Kollektion wird lokal in Paris hergestellt.

„Ich habe eine sehr kritische Einstellung zur Mode und bin mittlerweile mehr interessiert an Kleidung, weniger an Mode als Inszenierung.“

Christoph Rumpf in seinem Atelier/Wohnung mit Brillen von Robert La Roche

Seine Kleiderentwürfe kreiert er zumeist aus dem Kopf heraus, das Brillendesign entsteht am Computer. Die Acetate für die Brillenkollektion sucht Christoph Rumpf selber aus, die Farben und Muster sind teils exklusiv für das Robert La Roche Fassungsdesign.

Warum machen Sie keine Damenkollektion mehr?
Ich bin besser in der Menswear, viele Stücke werden aber auch von Frauen getragen. Es ist extrem wichtig für mich, wenn ich die Modelle, die aus der Produktion kommen, selbst anprobieren kann. Nur so kann ich sagen, was sich eventuell noch verbessern lässt.

Wie wichtig ist Ihnen die Brille?
Ich finde sie superinteressant. Darum gestalte ich Brillen, die ich selbst spannend finde, die eine gute Balance aller Details mitbringen. Eine Brille ist für mich das perfekte Luxusaccessoire, das ich meinem Look hinzufügen kann. Für das Label Robert La Roche habe ich übrigens schon während meiner Studienzeit in Wien Brillen entworfen. Ich kenne die Marke und weiß um ihre hochwertige Qualität. Ich bin sehr glücklich über diese Kooperation.

Fotos: Robert La Roche, Angela Mrositzki