Brillenhersteller Rolf: "Für meine Kinder möchte ich unsere Erde zu einem besseren Ort machen!"

Erstveröffentlicht in der Frühjahr/Sommer-Ausgabe 2023

Beim Tiroler Brillenhersteller Rolf ist Johannes Wacker zuständig für die Gestaltung und die technische Umsetzung der Brillen. Nachhaltiges Fassungsdesign und eine lokale Produktion sind für den Familienvater ein Beitrag, um der Verantwortung des Unternehmens für Umwelt und Natur nachzukommen.

Bereits mehrfach wurde das österreichische Brand Rolf mit international anerkannten Preisen für ein nachhaltiges Produktdesign und die lokale Brillenherstellung in der firmeneigenen Manufaktur ausgezeichnet. In Weißenbach am Lech entstehen alle Fassungen der Österreicher. Im Team ist Johannes Wacker eine der Schlüsselfiguren an der Schnittstelle von ästhetischer Produktentwicklung und technischer Produktion der Brillen. Ebenso ist er verantwortlich für das Design aller Kollektionen und in die Umsetzung technischer Prozesse involviert. Zur Brille kam der 37-Jährige nach einem Fachstudium der Innenraumgestaltung, dem er einen Bachelor in Mediendesign folgen ließ, des Weiteren Jobs in Architekturbüros und Agenturen. In Tirol geboren und aufgewachsen, denkt Wacker in Innov-tionen und vertraut auf sein Technikverständnis.

Rolf

Verantwortung für die Umwelt ist Verantwortung für die Zukunft: Johannes Wacker ist bei Rolf für das Design und die Produktionsprozesse zuständig.  Jeder Entwicklungs- und Produktionsschritt wird akribisch kontrolliert.

Johannes Wacker, Ihre Aufgaben sind vielseitig?

Nach meinen ersten Berufsjahren in einem Ar-chitekturbüro wechselte ich ins Marketing zu Rolf. Die Wolf-Brüder, die Firmenchefs, sind meinen Cousins! Es ist ein familiengeführtes, bodenständiges Unternehmen, das war mir wichtig. Seit der Firmengründung habe ich sie begleitet. Inzwischen hat sich mein Aufgabenbereich in Richtung Brillendesign und die Umsetzung von komplexen Konstruktionsprozessen ausgeweitet. Ich finde es wichtig zu wissen, wo die Produkte entstehen. Dem ist heute ein Teil meiner Arbeit gewidmet: Ich erstelle die Konstruktionsdateien für die 3D-gedruckten Brillen der Kollektion Substance selbst.

„Ein wesentlicher Teil unserer Philosophie ist es, nachkommenden Generationen einen besseren Planeten zu hinterlassen als den, den wir vorfanden“

Wie entsteht das Design der Rolf-Brillen?

Design beginnt bei mir im Magen, geht durch den Kopf, berührt das Herz und wird vom Chef abgesegnet (lacht!). Noch vor dem Designprozess beschäftige ich mich intensiv mit den technologischen Anforderungen für jedes Brillenmodell sowie den einzelnen Schritten des Herstellungsprozesses. Generell gilt: Aus etwas Kompliziertem etwas Einfaches machen. In unseren internen Designprozess sind diverse Personen involviert, primär die Wolf-Brüder Roland, Bernhard, Christian und eben ich. Wir verfolgen ein ganzheitliches, nachhaltiges Konzept, auch im Produktdesign. Die Menschen sind zunehmend sensibilisiert für nachhaltig produzierte Produkte, eine ressourcenschonende Herstellung, einen verantwortungsvollen Konsum.

Rolf

Qualität und Innovation jenseits des Öko-Hypes: Rolf produziert Brillen aus Naturmaterialien wie Holz und Stein und mit der Substance-Kollektion auch aus Bohnen.

Sie tragen Brille, wissen also, wovon Sie sprechen.

Seit der Grundschule benötige ich eine Brille. Somit ist sie für mich nicht nur wertvoll – sie ist überlebenswichtig!

Wie ist Ihr persönlicher Bezug zur Natur?

Mich fasziniert die Vielfalt der Formen und Strukturen in der Natur. Diese übertragen wir oft in unsere Designs, wie jüngst die Struktur „Honey“ – eine Hommage an die Bienen. Leicht erhaben, kann man an der Brillenoberfläche ein Wabenmuster erkennen. Solche dezenten Strukturen setzen feine Akzente, die aus dem Alltagsobjekt Brille etwas Besonderes machen. Durch die Verwendung pflanzenbasierter Rohstoffe tun wir zudem etwas für die Schonung natürlicher Ressourcen. Und unsere hauseigene Manufaktur trägt zu einer nachhaltigen Produktion bei. Der gesamte Prozess zur Herstellung der Brillenrahmen hinterlässt einen minimalen ökologischen Fußabdruck. Regionalität und die damit verbundene Nachhaltigkeit sind uns wichtig! Als Vater von zwei gesunden Kindern wird mir unsere Verantwortung Tag für Tag bewusster, in der Firma kann ich meinen Teil dazu beitragen. Ich möchte meinen Kindern eines Tages ohne schlechtes Gewissen sagen können, dass ich mein Bestes gegeben habe, um unseren Planeten zu einem besseren Ort zu machen.

Rolf

Woran erkennt man eine Brille von Rolf?

Jedenfalls nicht durch ein auffälliges Logo an den Bügeln! Die Marke steht für Understatement. Die harmonische und ausgeglichene Formensprache der Fassungen ist ein wichtiges Charakteristikum unserer Design-DNA. Besonders ist unser Design, weil wir nicht nur behaupten, dass es funktioniert – es funktioniert! Funktionales Design kann durchaus schön sein, siehe unsere Brillen! Vor allem aber steckt sehr viel technisch-innovatives Know-how in den Fassungen. Zum Beispiel, bei der Substance-Kollektion – da ist es das patentierte Flexlock-Scharnier, das mit der Brille in einem Vorgang gedruckt wird. Ein Gummiring verbindet Front und Bügel, der die Fassungen flexibel und stabil zugleich macht.

Haben Sie Vorbilder aus der Designgeschichte?

Ich mag den Bauhaus-Stil, der sich durch eine klare Formensprache und Funktionalität auszeichnet. Als Österreicher schaue ich auch auf Designer und Künstler, die mit der Wiener Werkstätte zusammengearbeitet haben. Die stellte handgefertigte Produkte in begrenzter Auflage her, die sowohl künstlerisch anspruchsvoll als auch funktional waren. Hier sehe ich gewisse Paral-lelen zu den Brillen von Rolf.

Fotos: Rolf