Green Deal Eyewear Pioneers: Sea2see

Mehr Plastik als Fisch im Meer! Diese nahezu unvorstellbare Prophezeihung veranlasste Sea2see-Gründer François van den Abeele zu einer außergewöhnlichen Initiative: Mit Fischern in Europa und Westafrika entfernt sein Unternehmen täglich hunderte von Kilogramm Plastikmüll aus Gewässern und von Stränden. Ein Teil wird in wiederverwendbares Rohmaterial umgewandelt und zu Brillen weiterverarbeitet.

„Als 2015 auf dem Wirtschaftsforum in Davos bekannt gegeben wurde, dass im Jahre 2050 mehr Plastik als Fische im Meer schwimmen wird, dachten wir, dass wir etwas tun müssen“. Sea2see-Gründer François van den Abeele sah aber noch einen anderen Grund: „Wir stellten fest, dass es in der Brillenbranche keine nachhaltigen Prozesse gab.“ Van den Abeele, der jahrelang Entwicklungsländer bereiste, erlebte immer wieder die Folgen der Plastikverschmutzung, und er sah erste Gegenkonzepte entstehen: „2015 hatte O’Neill, ein amerikanischer Hersteller von Sportklamotten, begonnen, recyceltes Garn für seine Surfshorts zu verwenden. Ich verfolgte sein Ocean-Clean-up-Projekt. Und ich versuchte mir ein Produkt mit Umweltbezug vorzustellen, etwas, das jeder tragen könnte, um auf die Verschmutzung der Ozeane aufmerksam zu machen. So kam ich auf Brillen.” Der Spanier entschloss sich zu handeln und schloss einen „Pakt“ mit Küstengemeinden und Fischern, um aus Meeresabfällen nachhaltige Brillen herzustellen. „Wir sind aus dem Meeresabfall geboren, die Marke gab es vorher nicht“, sagt er heute.

Sea2see Kampagnenbild

Die Besonderheit der Sea2see-Fassungen: Sie erhielten die Gold-Zertifizierung nach dem Cradle-to-Cradle-Standard (Cradle to Cradle, dt: „von der Wiege zur Wiege”, kurz „C2C”). Das Cradle-to-Cradle-Prinzip beschreibt die Verwendung von Materialien in kontinuierlichen Kreisläufen. Zudem enthalten die Sea2see-Brillen keine für Mensch oder Umwelt schädlichen Stoffe und erfüllen die C2C-Emissionsstandards, 65 Prozent der Bestandteile sind wiederverwertbar. „Wir haben unseren CO2-Fußabdruck untersucht, um unsere eigenen Emissionen zu kompensieren, von der Abfallsammlung, dem Transport, dem Recycling, der Herstellung und der Lieferung an Tausende von Augenoptikern, die unsere Produkte an die Endverbraucher verkaufen“, betont François van den Abeele. „Wir gleichen unsere Emissionen aus, indem wir in ein UN-zertifiziertes Projekt für erneuerbare Energien investieren und agieren als kohlenstoffnegatives Unternehmen.“ 2021 erhielten die Spanier dafür das B-Corporate Zertifikat, bei dem Firmenführung, Mitarbeiterrechte sowie die Auswirkungen auf Umwelt, Gesellschaft und Kunden gemessen und als verantwortungsbewusst eingestuft wurden.

Plastikflasche

Mit dem Kauf einer Brille würde heute die Beseitigung von einem Kilogramm Plastik finanziert. Wie, erklärt der Sea2see-Gründer: „Über unsere gleichnamige Stiftung arbeiten wir mit Küstengemeinden in Entwicklungsländern zusammen. Mit der Ocean-Clean-up-Aktion wird für alle Sammler und Reinigungskräfte eine neue Einkommensquelle geschaffen. So säubern wir nicht nur, sondern schaffen gleichzeitig Bewusstsein. Es geht uns also nicht nur um die Auswirkungen auf die Natur, auch die Gesellschaft ist uns wichtig.“ Vergangenes Jahr wurden mit der Unterstützung von rund 500 Fischern 115.000 Kilogramm Plastikabfall in Meeresgebieten gesammelt. Mithilfe von Geldspenden konnte die Stiftung 100 Kinder aus der Fischerei-Sklaverei befreien und ihnen eine hunderttägige Ausbildung finanzieren. Ihre Motivation sei in erster Linie die Wirkung, die sie mit ihrer Stiftung in den Entwicklungsländern erreichen, sagt van den Abeele. Zukünftig will er sein Projekt ausweiten: „Derzeit arbeiten wir vor allem mit Fischern in Ghana und Togo und werden bald nach Madagaskar, Guatemala und auf die Philippinen expandieren. Wir sind der Meinung, dass jede Person, die eine Sea2see Brille trägt, Teil der Veränderung ist. Überall auf der Welt – und für die Welt.“

Fotos: Sea2see