Erstveröffentlicht in der Herbst/Winter-Ausgabe 2023/24
Unzählige Designs für verschiedenste Persönlichkeiten und Gesichter: Die Brillenmarke Eyemax lebt von einer großen Vielfalt an Farbtönen und Mustern, die Akzente setzen.
Farbe im Gesicht! Das kann ein sensibles Make-up in sanften, dem Hautteint schmeichelnden Nuancen sein. Oder als auffälliges Signal ein knalliges Lippenrot, die geschwungene Linie mit dem Eyeliner, eine Wimperntusche, welche die natürliche Schönheit der Augen hervorhebt. Last but not least: Die farbige Brille! Da durchleben manche Brillenträgerin und mancher Brillenträger die Qual der Wahl, wenn sie oder er aus hunderten von verschiedenfarbigen oder gemusterten Bügelvarianten und Brillenrahmen einer Brillenkollektion ihren oder seinen Favoriten suchen. Über dreitausend Brillenbügel und eine Vielzahl an Brillenfronten hat das Münsteraner Unternehmen Koberg & Tente seit der Einführung seiner Kollektion Eyemax entwickelt – von unifarbenen Designs über fantasiereiche Muster und Motive, matt oder glänzend, aus Kunststoff, Acetat oder Metall.
Annette Uphoff kennt sie fast alle und erklärt gutgelaunt: „Es wird aber zunehmend schwerer, den Überblick zu behalten, weil es inzwischen so viele Modelle und Wechselmöglichkeiten gibt.“ Seit vierzig Jahren im Unternehmen ist Annette Uphoff so etwas wie das wandelnde Gedächtnis der Kollektion. Ihre wohlklingende Stimme ist für Kunden oft die erste Anlaufstation am Telefon, sie kümmert sich um die Bestellungen und die Auftragsbearbeitung. Vor allem aber trägt sie selbst eine Eyemax-Brille. „Moment, welche ist es denn heute …“, scherzt sie. Zum Outfit passend ist es an diesem Morgen eine leicht geschwungene, flache Metallfassung mit rosafarbenen Bügeln, Ton-in-Ton mit der Brillenfront, kontrastreich abgesetzt mit einem feinen schwarzen Rand.
Die breit gefächerte Farb- und Musterpalette für die Brillenbügel schaffe auf wenigen Millimetern Oberfläche einen bunten Kosmos. „Menschen, die unsere Fassungen tragen, werden garantiert darauf angesprochen“, lächelt Uphoff. Sie hat die Entwicklung der Marke seit der Einführung 2009 begleitet. „Vergleicht man die Brillen aus den Anfängen meiner Tätigeit bei Koberg & Tente mit denen von heute, ist das ein Riesenunterschied. Mit Farbe war anfangs nicht viel zu machen, die Brillen waren wenig sexy. Auch das Material und die Verarbeitung hatten noch nicht die heutige Wertigkeit. Ein Materialmix, beispielsweise eine Acetatfront mit einem Metallbügel zu kombinieren, war unüblich.“ Die jüngsten Modelle gefielen ihr sehr, sagt sie. Da finde jeder seine Brille, in den Farben, den Formen, den Mustern. Zu den einfarbigeren Mittelteilen passten gut die mehrfarbigen Bügel. „Die Farben sind toll, mir stehen nur die größeren Scheibenformen persönlich nicht so gut.”
Enorme Auswahl, viele Formen, Bügelversionen und Farben: Von Youngstern bis zur modeaffinen Best-Ager- Generation – Brillenträgerinnen und Brillenträger haben Spaß daran, ihren Brillenlook zu verändern.
Firmenchef Frank Tente erzählt von Kunden, die sich ihr eigenes Bügeldesign gestalten lassen, das in limitierten Auflagen produziert wird: „Ein Augenoptiker wollte einmal für die Meeresschutzorganisation Sea Shepherd Deutschland ein spezielles Eyemax-Design, ein anderer einen Bügel mit einem Totenkopf.“ Das Wechselbügelsystem wurde über die Jahre verfeinert, es sei schnell und einfach zu handhaben.
Reklamationen gebe es so gut wie keine, betont Uphoff. Kundinnen und Kunden bestätigten, dass die Bügel sozusagen „blind“ zu wechseln seien. Das ist nicht ganz unwichtig – denn zum Wechseln der Bügel muss die Brille erst einmal abgesetzt werden, fügt Firmenchef Frank Tente an. „Es gibt Endkunden, die fünfzig Bügel oder mehr gekauft haben. Eine Kundin hat mittlerweile rund 75 Bügel erstanden, in ihrem Kleiderschrank hängt eine ganze Bügelkollektion, die sie mit fünf verschiedenen Mittelteilen kombiniert.“ Damen und Herren, Kinder und Jugendliche: Das Wechselbügelsystem sei nahezu für alle Brillenträgerinnen und Brillenträger eine Option, biete Herrenfassungen in klassischen Formen, breiter, etwas eckiger, markanter und mehr Variationen für die Damen, erklärt Annette Uphoff. Das aktuelle Programm umfasse derzeit rund 700 Bügeldesigns, auf der Webseite sind es sogar 1500. „Wir empfehlen direkt zwei, drei Bügelvarianten zum Mittelteil dazu zu kaufen, damit sie oder er von Beginn an dieses Gefühl bekommt: Heute wechsle ich! Damit lässt sich spielen, denn wer die Vielfalt erlebt, wird animiert, sie auch auszuprobieren.“ Spielerisch unterhaltsam gestalteten manche Augenoptiker die Präsentation der Kollektion in ihren Geschäften, beschreibt Frank Tente die begehrten „Eyemax Bügelparties“. „Und im besten Fall bekommen wir am nächsten Morgen eine Bestellung über hundert Bügel. Viele Kunden kennen das System und tauschen sich mit anderen Verbraucherinnen und Verbrauchern aus. Die Augenoptikgeschäfte und Termine der Bügelparties veröffentlichen wir immer rechtzeitig auf unserer Webseite!“
Kevin Hoffmann, Jahrgang 1992, ist gelernter Augenoptikergeselle und erst seit kurzem im Außendienst von Koberg & Tente tätig. Hoffmann bereist die Regionen Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz: Dunkler Wuschelkopf, Tattoos auf Armen und Händen, in T-Shirt und Jeans wirkt er ein wenig wie „der junge Wilde“ im Team. In jedem Fall beherrscht er sein Handwerk. „Meine Mutter ist Brillenträgerin, ich selbst trage Brille. Zunächst interessierte mich mehr der technische Aspekt, der ästhetische kam erst später hinzu, als ich mich mit Brillendesign zu beschäftigen begann.“ Erfahrung sammelte er als Werkstattleiter, habe aber auch verkauft und Mode- und Ästhetikberatung gemacht, erklärt Hoffmann. „Aus Spaß baute ich mir selbst Brillen aus Skateboards oder schliff mir Gläser in Herzchenform mit einer Brücke und zwei Bügeln dran für ein Reggae Jam Festival.“ Von den bestehenden Wechselsystemen sei er bis dato nicht wirklich überzeugt gewesen. „Erst als ich die Eyemax-Brillen selbst in den Händen hielt und die Bügel austauschen konnte, sah ich, dass es funktioniert. Ich war überrascht von der enormen Auswahl, wie viele Formen, Bügelversionen und Farben es gibt, so dass vom Junioren über Studenten bis zum modeaffinen Senioren etwas dabei ist. Man kann seinen Look verändern, ohne sich eine komplett neue Brille kaufen zu müssen.“
Über die Vielfalt an Formen und Farben hinaus treffen die neuen Designs den Zeitgeist und den Wunsch nach Individualität, ist sich Hoffmann sicher. Seine Wahl fiel auf eine Pantoform in klassischen Havannatönen. „Die fand ich so schön, dass ich sie mir sofort aufgesetzt habe. Ich bin schon recht bunt mit meinen Tattoos, deshalb mag ich es im Gesicht etwas schlichter. Vor allem aber finde ich cool, dass meine Brille in unserer eigenen Werkstatt in Münster gefertigt wurde – der Stadt, in der ich lebe.“ Eine lokale Produktion sei für Verbraucher ein wichtiges Thema, ist Hoffmann überzeugt. Seit gut einem Jahr ist die Werkstatt am Firmensitz im Betrieb. Mit ihr erfüllte sich der Firmenchef und passionierte Hobbyhandwerker Frank Tente einen langgehegten Wunsch: „Selber Brillen bauen. Nach eigenen Ideen. Mit den eigenen Händen.“ Mit der lokalen Brillenfertigung habe man ein Zeichen in puncto Nachhaltigkeit setzen wollen, erklärt Tente. Für die Produktion von Acetatfassungen investierte er in 28 Maschinen, die noch aus der Nachkriegszeit stammen. Als hätten die Maschinen eine Seele, begeistert sich der Firmenchef für ihre einfache Technik: „Es ist wie bei einem alten Automobil, einem Oldtimer! Schaut man in ihr Innenleben, sieht man, dass da nichts digital ist.“
Vielfarbige Brillenwelt: Je nach Outfit, Stimmung oder besonderem Anlass lassen sich Bügel- und Rahmendesigns stilvol elegant oder kunterbunt variieren.
Mit der eigenen Herstellung gab es bei den Eyemax-Brillen in den Formen, der Farbwahl und stilistisch einen Quantensprung: Die neuen Acetatmodelle seien modischer, designorientierter, sagt Uphoff: „Die Farben sind pfiffig, leuchtend, teils auch knalliger, sie bringen frischen Wind in die Kollektion. Sie sind ein Stimmungsaufheller, wenn die Sonne nicht scheint.“ Koberg & Tente Mitarbeiterin Katja Greiwe zeigt die farbigen Acetatmuster der neuen Modelle. Sie ist Augenoptikerin und kennt die Brillenmarke seit ihrer Zeit in einem augenoptischen Fachgeschäft. „Ich erinnere mich an zwei Kunden, die im Orchester musizierten und sich eine Brille mit Instrumenten wünschten.“ Jetzt baut Greiwe in Münster die nächste Generation – für sie eine neue Erfahrung. „Während meiner Ausbildung habe ich zwar das Handwerk gelernt und die eine oder andere Brille per Hand gesägt und gefeilt. Heute ist meine Aufgabe vielschichtiger: Wir überlegen von der Idee bis zur technischen Zeichnung die Umsetzung, was geht und was nicht, wir bestimmen die Formen, die Farben und fertigen die Acetatfassungen selbst.“ Dafür sind ein gutes Auge, Erfahrung und Feingefühl gefragt, sagt Katja Greiwe. Selbst und größtenteils von Hand die Brillen zu fertigen, sei nochmal ganz anders. „Das macht es spannend!“
Hier geht`s zum Video "Seltene Handarbeit": Brillenmanufaktur im Münsterland" des WDR
Fotos: André Stephan
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