Brillen auf Pflanzenbasis – dieser Ansatz ist nicht nur innovativ, sondern auch nachhaltig. Produziert werden die Brillen aus dem Pulver der Rizinusbohne hausintern beim Hersteller Rolf Spectacles. Das Brand setzt auf ein ganzheitliches Konzept mit innovativen Technologien.
Grüne Materialien und klimaschonende Produktion – auch bei den Herstellern von Brillen macht sich der Wandel und der Trend zu ressourcenschonendem Handeln bemerkbar. Immer mehr Unternehmen setzen auf Nachhaltigkeit. Doch: „Die meisten Brillen verwenden Materialmixe, die nicht besonders umweltfreundlich und schwer zu recyclen sind“, sagt Roland Wolf. Mit seinem Unternehmen Rolf Spectacles geht er seit dessen Gründung 2009 einen anderen Weg. Der von den drei Wolf Brüdern geführte Betrieb aus dem österreichischen Weißenbach am Lech setzt auf Nachhaltigkeit und Verantwortung für die Gesellschaft. Verschwendung ist ein No-Go.
Bekannt wurde das Label mit seinen Holzbrillen. Mittlerweile produziert es in hausinterner Produktion auch Titan-, Stein- und Hornbrillen sowie Brillen auf Pflanzenbasis. „Jahrelang wurden wir belächelt, mit der Substance- Brille gab es im letzten Jahr plötzlich einen Hype, den wir niemals erwartet hätten“, so Bernhard Wolf, CEO bei Rolf Spectacles. Mit der Brille, die aus dem Pulver des Wunderbaums hergestellt wird, hat man den Zeitgeist getroffen. Geplant war es nicht. Zufall war es aber auch nicht. „Es gibt keinen Zufall, man entdeckt solche Sachen nur, wenn man forscht“, erklärt Roland Wolf. Bei einem Forschungsprojekt, bei dem man gemeinsam mit anderen in der Herstellung der Bio-Kunststoffe experimentierte, sei man auf der Suche nach einen Vergleichsmaterial auf die Rizinusbohne beziehungsweise das -pulver gestoßen. Da man von den Eigenschaften des Pulvers so begeistert war, habe man begonnen, an der Brillenherstellung aus pulverisierten Rizinusbohnen zu arbeiten. Der Vorteil der Pflanze: „Sie wird in trockenen Gebieten ganz ohne Gentechnik angebaut, konkurriert nicht mit Nahrungsmittelpflanzen und wächst enorm schnell nach“, erzählt Wolf. Während Fichten oder Buchen nur um wenige Zentimeter im Jahr größer werden, schafft der Wunderbaum sechs Meter in nur vier Monaten und treibt jedes Jahr neu aus.
Hergestellt wird die Substance-Brille mit dem 3D-Druck-Verfahren. Dazu werden Fassungsfront, Bügel und das patentierte Flexlock-Gelenk gedruckt. „Je weniger Teile man braucht, desto nachhaltiger ist das Produkt “, sagt Wolf. Doch die richtigen technischen Parameter für den Druck zu finden, war ein langer Weg, der viel Innovation und Mut forderte. „Wir wollen die neuen 3D-Technologien richtig nutzen und nicht einfach Elemente der Brille, die ansonsten in den herkömmlichen Techniken gefräst werden, drucken“, sagt Wolf. Dieser Ansatz passt gut zu Roland Wolf, der Veränderungen schaffen will. Nicht, weil es der Zeitgeist oder der Markt verlangen, sondern weil er es von sich selbst verlangt. „Der Wandel kann nur stattfinden, wenn man alles hinterfragt und Technologien fortschrittlich nutzt“, so sein Credo. Am Anfang sei beim Druck jeder Bügel gebrochen. Mittlerweile fahre man die Maschinen auf technischen Parametern wie zum Beispiel der Geschwindigkeit, die weit über den Herstellervorgaben liegen. „Wir wollten wissen, wo das Limit ist“, sagt Roland Wolf.
Es hat sich gelohnt: Die gedruckten Brillen sind extrem leicht, aber auch sehr robust und gelten als nahezu unkaputtbar. Ein Grund dafür ist das schraubenlose Flexlock-Gelenk. Normalerweise ist das Gelenk die Schwachstelle der Brille, aber das österreichische Brand hat es mit der „Genialität der Einfachheit“ geschafft, „eines der revolutionärsten Gelenke überhaupt zu entwickeln“. Zwischen Brillenfront und Brillenbügel befinden sich zwei hochpräzise gefertigte Haken. Diese werden mittels eines speziellen Naturkautschukrings fest, aber doch flexibel miteinander verbunden. Ein Produkt, das mit einem Minimum an Aufwand mehr kann als andere, hat eine ganz andere Stärke, so die Wolf-Brüder.
"Meine Vision ist, dass eine Substance-Brille ein Statement für Veränderung ist."
Sie sind mit der Branche gewachsen und wissen: Eine Brille kann noch so nachhaltig und voll technischer Finessen sein, „für den Kunden muss sie wunderschön sein und perfekt sitzen“. Daher kommt auch beim österreichischen Label dem Produktdesign eine wesentliche Rolle zu. „Wir haben einen hohen Qualitätsanspruch und sind streng mit uns selbst“, ergänzt Bruder Bernhard. Gut reiche nicht aus. Ein Beispiel: Erst kürzlich seien ihm zehn neue Brillenmodelle vorgestellt worden, er habe nur drei davon freigeben. „Die anderen sieben waren gut, aber ich weiß, dass es noch um Nuancen besser geht.“ Die Wolf-Brüder haben ein klares Ziel: Sie möchten ein verändertes Denken anstoßen und zeigen, dass Nachhaltigkeit nicht allein auf das Material zurückzuführen ist, sondern ein Zusammenspiel vieler Komponenten ist.
Fotos: Rolf Spectacles
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