Brillendesigner über ihre Farbfavoriten: Corrado Rosson # Lightbird

Erstveröffentlicht in der Herbst/Winter-Ausgabe 2023/24

Faszination. Experiment. Emotion. Designer arbeiten mit Farbkonzepten, Moodboards, Farb- und Trendvorhersagen, Musterentwicklungen, Materialcollagen und empirischen Zukunftsszenarien. In der Sublime Eyewear sprechen sie über die Ästhetik der Farbe, ihre persönlichen Farbfavoriten. Und über ein Brillendesign, das Farbe nicht scheut.

Akzentuierte Formen, sensible Farbgebung: Mehrfach schon wurde der italienische Brillendesigner Corrado Rosson für seine Kreationen ausgezeichnet. Charakteristisch für die ästhetischen Codes seiner Marke Lightbird sind die markanten Linien, die geometrischen Grundformen sowie das Kombinieren unterschiedlicher Materialien. So bei der Kollektion „Light Matter“ aus einer leichten, innovativen Materialverbindung von eloxiertem High-Tech-Aluminium mit Acetat; die Fassungen der Linie „Light Mirror“ verbinden reines Kupfer und Messing mit Acetat. Das facettenreiche Design der Acetat-Linie „Light Social“ zeigt interessante Farbdetails. „Gerade Acetat lebt im Gegensatz zu Metall von der materiellen Dreidimensionalität. Wir verwenden häufig Farbe im Kontrast mit Transparenzen, um exklusive und volumetrische Effekte zu erzielen.“

Designer Corrado Rosson mag viele Farben, ohne sich auf eine festlegen zu wollen. „Mehr als eine bestimmte Farbe oder Nuance liebe ich ihre Sättigung. Mir gefallen leuchtende Farben!“

Rosson, der in einem Bergdorf in den Dolomiten aufwuchs, beweist immer wieder ein feines Händchen bei der Wahl des Kolorits: „Meine erste Erfahrung mit Farben machte ich in der Schule, da war ich gerade dreizehn Jahre alt. Ich hatte das Glück, einen leidenschaftlichen Professor zu haben.“ Arbeitet er heute an den Farbentwürfen einer Kollektion, versucht er sich die Menschen vorzustellen, die seine Brillen tragen, „jeder mit einer eigenen Persönlichkeit, mit eigenen Gedanken. Ich würde mir wünschen, dass meine Brillen Menschen glücklich machen, wenn sie traurig sind, oder sie sich hinter der Brille verbergen können, wenn sie nicht gesehen werden möchten.“ Rosson versteht das Brillenhandwerk und nutzt unterschiedliche Tools zur Bestimmung des Farbspektrums jeder Kollektion. „Zum einen sind das die stofflichen Acetatmuster, da sieht man die genauen Farbtöne. Ebenso schauen wir auf Proben des eloxierten Aluminiums, die speziell für mein Brand Lightbird hergestellt werden. Die Digitalisierung des Designprozesses bietet zudem die Möglichkeit, die Fassungen bereits vor der Prototypenerstellung durch fotorealistische Renderings virtuell zu sehen.“

„Was wir über Farbe noch nicht wissen? Die Antwort liegt tief in der menschlichen Seele verborgen, in dieser Einzigartigkeit, mit der keine künstliche Intelligenz mithalten kann.“

Rosson, der in der norditalienischen Stadt Belluno lebt und arbeitet, schöpft Kraft und Kreativität aus der Schönheit und Ursprünglichkeit der Natur – sein idealer Lebensraum, wie der Designer betont. Beruflich wie privat reist er viel, immer auf der Suche nach neuen Impulsen. „Mode- und Designtendenzen nehmen ebenso großen Einfluss auf die Farbtrends und die Entwicklung der Brillendesigns. Die Farbpalette ist vornehmlich eine Frage der Emotionen, der Stimmungen, während die Form eher funktional ist und mit der Gesichtsphysiognomie derjenigen harmonieren muss, welche die Brille tragen. Mit der Farbe ist es ein bisschen wie mit dem Essen: Es gibt Rezepte und Regeln, aber werden die nicht hin und wieder gebrochen, wäre alles fade und flach. Erst das Experiment führt zu kontinuierlichen Innovationen und Variationen.“ Schwarz, Horn- und alle Havannatöne zählt er zu den klassischen Farben, die jenseits jeder Mode stehen. „Ikonische Farben hingegen hängen von der Marke ab: Unsere ikonische Farbe ist das Lightbird-Gelb. Mehrfarbigkeit wird ein anhaltender Trend bleiben. Die Menschen suchen Positivität.“

Fotos: Lightbird