Erstveröffentlicht in der Frühjahr/Sommer-Ausgabe 2023
Klassiker versus zeitgenössisches Design: Ein Phänomen in der Mode und bei Accessoires ist, dass sich Designer bei der Gestaltung neuer Produkte an Trends- und Formenklassikern der Vergangenheit orientieren und diese spannend und innovativ interpretieren. Auch beim Münchner Brillenhersteller Munic, zu dessen Expertise exzellentes Brillendesign aus drei Jahrzehnten gehört.
Hinter jeder Marke stehen Menschen mit ihren Ideen, Überzeugungen und Leidenschaften. Wer Marcus Riess ein wenig kennt, weiß um seine Beruf und Privatleben durchdringende Passion für Brillen und ihr Design. Der gelernte Augenoptiker und CEO der Marke Munic ist permanent am Kreieren, am Entwerfen und Verwerfen. Schließlich weiß Riess, was eine perfekte von einer guten Brille unterscheidet. Vor allem aber weiß er um die Tradition, den kulturellen Wert der Brille: „Meine ersten Sonnenbrillen waren eine Wayfarer, eine Clubmaster und eine Persol. Echte Design-Klassiker, gestern wie heute!“. 1991 gründete er die Marke Munic, „in einer Zeit, in der das Retro-Design wieder populär wurde. Vor allem japanische Hersteller revolutionierten damals die Brillenmode, sie produzierten Retro-Fassungen in einer nie da gewesenen Qualität und Detailverliebtheit.“ Stil, Ästhetik und die damit verbundene Handwerkskunst faszinierten Riess und prägten fortan seine eigenen Kollektionen.
Nomen est Omen: Die Marke Munic sei eine Hommage an die Isarstadt, betont Marcus Riess. „Manchmal trifft man Entscheidungen aus dem Bauch, erst später versteht man, dass sie wichtig und richtig waren. So ist es mit unserem Markennamen. Anfänglich wollten wir zum Ausdruck bringen, wo unsere Heimat ist. Heute wissen wir, dass wir intuitiv weit mehr zu sagen hatten: München und unser Label haben viel gemeinsam. München ist eine selbstbewusste, weltoffene und multikulturelle Stadt. Wer hier lebt, der versteht es, sein Leben zu genießen, ohne andere wichtige Dinge aus den Augen zu verlieren. München ist lässig, authentisch, stilvoll leger und kreativ, aber nicht extravagant. So wie unsere Brillen.“ Denn, so Riess, die Munic-Kollektion sei zeitlos, verwehre sich schnelllebigen Trends, zeige stattdessen ein Herz für klassische Retrodesigns. „Die Anziehungskraft von Produkten vergangener Epochen auf den Verbraucher ist ungebrochen. Weltweit erleben wir gerade eine Sehnsucht nach der Schönheit des Gestern.“
Riess ist gewiss kein romantisch verklärter Nostalgiker. Vielmehr ist er ein Kenner der Brille, der den Wunsch von Brillenträgerinnen und Brillenträgern nach langlebigen Produkten versteht und interpretiert, nach einer Produktästhetik, die im Zeitalter der Industrie- und Massenproduktion mehr und mehr verloren gegangen zu sein scheint. „In unserer modernen Gesellschaft sind wir umgeben von technischer Intelligenz, von Hightechprodukten. Umso größer ist die Sehnsucht nach den Stilwerten vergangener Epochen. Retro ist auch ein Gegentrend zur Digitalisierung. Die Vielfalt der Designs heute gibt uns die Freiheit, aus dem Design-Reservoir von einst zu schöpfen und damit zu spielen. Retro ist glaubwürdig, stilsicher und eine klare Aussage gegen Fast-Fashion.“
Für den Brillendesigner ist der Blick nach vorne auch der Blick zurück. „Die Gründerzeit, die 1950er und 1960er, auch die 70er und 80er waren in der Designentwicklung äußerst interessant. Möbel im Bauhaus-Stil, Oldtimer wie der Fiat 500, der Porsche 356 und nattürlich wunderschöne alte Gebäude. Da sind wir sehr stolz, dass unser Münchner Büro in einem Haus der Gründerzeit liegt, Baujahr 1888, Backsteinfassade mit Verzierungen, Stuckdecken und Parkett. Wir lieben das warme Ambiente, die vielen Wohlfühlecken.“ Und bei Brillen? „Die absolute Ikone aller Retro-Designs ist für mich die Panto-Form. Die führen wir in sehr großer Auswahl und in verschiedenen Materialkombinationen in der Munic-Kollektion. Darüber hinaus sind ovale Formen, Hexagon, Cateye und rechteckige Ausführungen gefragt. Retro-Designs, möglichst nahe am Original aus traditionellen Materialien wie Metall, insbesondere Titan oder Acetat, verbunden mit viel Handarbeit. Allerdings mit dem Unterschied, dass heute größere Formen getragen werden.“
„Die Anziehungskraft von Produktdesigns vergangener Epochen ist ungebrochen. Weltweit erleben wir eine Sehnsucht nach der Schönheit des Gestern.“
Entsprechend sind die Designs der Signature-Kollektion inspiriert von nostalgischen Einflüssen der 1950er und 1960er Jahre. Klare Linien, Einfachheit und Komfort, moderate Formen, kleinere harmonische Fassungen mit subtilen Details und Verzierungen, beschreibt Riess die Kollektion. Zu den originären Retro-Designs zählen für ihn zudem alle typischen, klassischen Formen mit jeder Menge nostalgischer Details, die den besonderen Reiz einer Retro-Brille ausmachen. „Bei Acetat-Fassungen sind das Nietscharniere, Ziernieten, Bügeleinlagen mit Verzierungen und natürlich Farbklassiker wie Schwarz, Havanna oder transparente, sanfte Farben. Für die Titan-Fassungen sind Brücken, Augenränder, Bügel und Monoblock mit aufwendigen Verzierungen versehen. Das gibt den Brillen einen Effekt von Raffinesse und Exklusivität. Nach der Zeit des minimalistisch reduzierten Designs ist es doch schön, wenn man zeigt, dass man eine sehr hochwertige Brille trägt.“
Fotos: Munic
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